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sie am Montag früh anfuhren, war kein Öl mehr auf ihrer
Lampe, und sie mussten nun jedesmal frisch aufschütten wie
die andern.
Brüder Grimm.
7. Der Herbst.
Schon steigt der Herbst frisch von den Bergen nieder.
Und wie er wandert durch den grünen Wald,
gefällt’s ihm nicht, dass überall das Laub
dieselbe Farbe hat; er sagt: „Viel hübscher
ist’s rot und gelb, das sieht sich lustig an.“
So spricht er, und gleich färbt der Wald sich bunt.
Und wie der Herbst drauf durch den Garten geht
und durch den Weinberg, spricht er: „Was ist das?
Der Sommer that so gross mit seiner Hitze,
und Wein und Obst hat er nicht reif gemacht?
Schon gut, so zeig’ ich, dass ich’s auch versteh’!“
Und kaum gesagt, so haucht er Wein und Obst
mit seinem Atem an, und — siehe da! —
die Apfel und die Pflaumen und die Trauben,
zusehends reifen sie voll Duft und Saft.
Drauf kommt der Herbst zur Stadt und sieht die Knaben
in ihrer Schule sitzen voller Fleiss.
Da ruft er ihnen zu: „Grüss Gott, ihr Buben!
Heut’ ist Sankt Michaelis Tag,-da giebt
es lange Ferien. Kommt zu mir aufs Land!
Ich hab’ dem Wald sein Laub schön bunt geblasen,
ich hab’ dem Apfel rot gefärbt die Backen,
ich will euch klar und blank die Augen wehen,
und eure Backen will ich tüchtig bräunen,
wie sich’s für Jungen schickt. Versteht ihr mich?“ —-
So spricht der Herbst, und jubelnd ziehn die Knaben
auf seinen Ruf durch Berg und Wald und Feld
und kehren heim mit neuer Lust zur Arbeit.
B. Beinick.