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2. Geht zur Nuh'! Geht zur Ruh':
Schließt die müden Augen zu!
Stiller wird es auf den Straßen,
und den Wächter hört mau blasen, ,
und die Nacht ruft allen zu:
„Geht zur Ruh'! Geht zur Ruh'!"
3. Gute Nacht! Gute Nacht!
Schlummert, bis der Tag erwacht!
Schlummert, bis der neue Morgen
kommt mit seinen neuen Sorgen,
ohne Furcht, der Vater wacht!
Gute Nacht! Gut- Nacht! 2|J a5n,„.
IV. Frühlingsboten ans der Tierwelt.
19. Die Lerche.
Die Schatten der Nacht bedecken das Feld, und Ruhe liegt auf
der weiten Flur. Kaum ein Blättchen des sprossenden Getreides
schwankt im Zuge der kühlen Luft. Da dämmert es allmählich im
Osten. Die Sonne sendet ihre ersten Strahlen zu den Wolken, die
wie weiße Lämmchen droben am tiefblauen Himmel den Morgenstern
wie ihren Hirten umlagern.
Zwischen den dunkeln Schollen des Ackers regt es sich. Ein Lerchen¬
pärchen erhebt sich dort aus seiner Nachtruhe. Wir sind im Februar.
Gestern erst kamen die lieben Tierchen an. Ende Oktober zogen sie mit
den Gefährten fort nach wärmeren Ländern, gen Mittag. Im Süden
Deutschlands verlebten sie die unfreundlichste Zeit des düstern Winters.
Nur wenige von der Schar wagten sich über die Alpen nach den
milden Gebieten des Mittelmeeres. Noch ist kein Sänger des Waldes
zurück. Nachtigall und Kuckuck weilen noch fern — nur die Lerche
kam wieder!
Da sitzt sie auf der Scholle und schüttelt die Federn.. Jetzt
breitet sie die niedlichen Flügel aus uni> steigt singend empor. In
steiler Schraubenlinie flattert sie aufwärts, höher und immer höher,
als suche sie die ersten Strahlen der Sonne. Droben in den Wölkchen
scheint sie zu verschwinden; aber deutlich hörst du ihr Lied, das in
lieblichen Strophen das Lob des Schöpfers singt.