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Die Bergwerke im Lemberg.
45. Die Bergwerke im Lemberg.
Der Lemberg, der wie ein gewaltiger Pfeiler, der höchste Berg
an der Nahe, dicht am Flußbette sich erhebt, birgt in seinem Innern
reiche Schätze, besonders an Quecsilber. Darum durchziehen ihn
Schachte und Stollen, schon in früheren Jahrhunderten angelegt,
jetzt aber verfallen, weil die Erzschätze sich erschöpft zu haben scheinen,
wenngleich von Zeit zu Zeit immer wieder Mutungen versucht werden.
Die drei berühmtesten Erzgruben waren in alter Zeit: Die drei Züge,
Ernestiglück und Geißkammer. Über die Entdeckung einer jeden dieser
drei Gruben berichten alte Sagen.
S
L.
Ein verarmter Ritter von der Ebernburg jagte einmal am Lem—
berg im Walde, und da er nichts schoß und über seine Not nach—
dachte, erschien ihm der Teufel und sagte, just an dieser Stelle seien
unter der Erde reiche Schätze; er woile sie ihm schenken, wenn er
einen von den drei Zügen tue, die er ihm anbiete. Damit hielt er
ihm drei Halme hin, zöge der Ritter den längsten Halm, dann solle
seine eigene Seele dem Satan verfallen sein, zöge er den mittleren,
dann nähme der Teufel seines Weibes Seele, der kleinste Halm endlich
solle dem Söhnlein das ewige Heil kosten. Der arme Ritler schüttelte
sich vor Grausen und sagte: „Ich will nicht!“ Da bekam er alsbald
eine schallende Ohrfeige, daß er laumelte und die Sinne ihm schwanden.
Wie er zu sich kam, lag er in der Nähe seines Schlosses Ebernburg.
Daß der Teufel bei all seiner Klugheit im Grunde dumm ist, das
weiß jeder; auch diesmal hatte er nicht bedacht, daß der Ritter den
Wald kannte, wie seine Westentasche; er fand wirklich den Fleck, wo
er den Teufel getroffen, in kürzester Frist wieder; da grub er
emsiglich und fand bald reiche Quechilberadern. Darauf legte er ein
Bergwerk an und nannte es die drei Züge, das brachte ihm fortan
reichliche Nahrung.
II.
Nun die Geschichte vom Ernestiglück. Ein armer Bergknappe,
namens Ernst, arbeitete in den drei Zügen, und weil er so fleißig
und fromm war, half ihm ein Bergmännlein heimlich, also daß er
immer doppelt so viel förderte wie seine Mitgesellen. Und doch
war er mißmutig; denn er hätte gern eines Bauern Tochter im Dorfe
Feil gefreit, aber der Vater des Mädchens wollte nur einen reichen
Burschen zum Eidam. Wie das gute Bergmännlein seinen Schützling
so traurig sah und seinen Kummer erfragt hatte, da sagte es: „Hast
du denn gar kein Eigentum?“ — „Ach, nur eine Steinhalde mit ein
paar Hecken, wo meine Geißen ihr dürftiges Futter suchen!“ Aber