Full text: Lesebuch für Mädchenfortbildungsschulen und ähnliche Anstalten

Kammer und Küche. 
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getrennten Umkleide- und saubern Waschräume mit ihren praktischen Einrich¬ 
tungen, ebenso den Kistenfabrikraum. Im Kontor selbst sind zweiundzwanzig 
kaufmännische Beamte tätig und wir erfahren, daß die Fabrik hundertunddreißig 
Arbeiter ständig beschäftigt. Hier wird uns auch freundlichst in Glasbehältern die 
m Spiritus konservierte Kakaofrucht ganz und im Längedurchschnitt, der erkennen 
läßt, wie die Bohnen in dein Fruchtfleisch liegen, gezeigt. Ein freundlicher Führer 
bringt uns nun über den, wie er uns mitteilt, für Kellerräume unterminierten Hof 
und zeigt uns das im Hintergebäude befindliche Kessel- und Maschinenhaus. Zwei 
Dampfkessel mit gewaltiger Heizfläche erzeugen die Kraft, die die vielen Maschinen 
treibt. In der Fabrik selbst werden wir zuerst vermittels eines Fahrstuhls durch 
zwei Stockwerke hindurch nach den Lagerräumen gebracht, wo die zur Kakao- und 
Schokoladenfabrikation nötigen Rohwaren sich befinden. Hier lagern in einen: Raum, 
der unter steneramtlichem Mitverschlnß steht, in großen Säcken aufgestapelt, die ein¬ 
geführten Kakaobohnen, die erst versteuert werden, je nachdem sie zum Verbrauch 
kommen. In diesen: Geschoß befinden sich auch die Maschinen, die das Borreinigen 
und Auslesen der rohen Kakaobohnen besorgen. 
6. Eine kastenartige Maschine mit beweglicher Siebvorrichtung, die die ge¬ 
trockneten Bohnen von Staub und kleinen Strünken, die noch hängen geblieben sind, 
reinigt, läßt diese ans das sich fortwährend weiterbewegende, tischbreite Ausleseband 
gleiten, fleißige Mädchenhände suchen alle nicht tadellos befundenen Bohnen heraus; 
denn nur gesunde Bohnen können dem Fabrikat den bekannten aromatischen Geruch, 
der hier alle Räume durchweht, verleihen. Durch eine selbsttätig arbeitende Aus¬ 
lesemaschine werden die denkbar kleinsten Schalenstiicke, die dem Rohkakao noch an¬ 
haften, entfernt. Fahrbare Kasten bringen die Bohnen nun vermittels Schieber¬ 
vorrichtung m grope am Fußboden befindliche Trichter und diese lassen sie wiederum 
durch Schiebervorrichtung auf die Röstöfen in dem darunter befindlichen Stockwerk 
gleiten. Der Fiillraum des Trichters entspricht der Menge Bohnen, die die Röst- 
maschine auf einmal zu fassen vermag. Wir verlassen nun das Obergeschoß und 
sehe::, wie die raschgerösteten und künstlich abgekühlten Bohnen in Einschüttkasten 
durch Hebevorrichtung (Elevator) den Brechmaschinen zugeführt werden. Mit 
erstaunlicher Gewissenhaftigkeit befreien diese die Kakaostücke von den Keimen und 
Samenhäutchen. Der geschälte Kakao wird nun wieder von fahrbaren Kasten auf¬ 
gefangen und zu Falltrichtern gebracht, welche ihn vermittels Fallrohr den im 
darunter befindlichen Saale aufgestellten sechs Kakaomühlen zuführen. Allmählich 
wird die von oben in die Mühlenbanken hineingleitende Masse immer breiiger und 
flüssiger. Und nun, nachdem der höchste Grad der Zerteilung erreicht ist, erfolgt 
die Trennung der Kakao- von der Schokoladenfabrikation. Aus riesigen Auf¬ 
bewahrungsbehältern, in die die Masse aus den Mühlen geflossen ist und in denen 
sie sich flüssig hält, wird sie nun in Kübeln durch Abflußrohr, je nach Bedarf, 
für die verschiedenen Zwecke entnommen. 
Wie die Schokolade aus Kakao und Puderzucker in vielen hundert Variationen 
mit allerfeinsten Gewürzen und Füllungen und allen möglichen Formen und Pak- 
kungen für Schleckermäuler und Verschwender, für den raffiniertesten Geschmack 
zurecht gemacht wird, kann man hier sehen. 
Unser Führer bringt uns aber nach dem linken Seitenflügel der Fabrik¬ 
anlagen, damit wir die Kakaobereitung weiter verfolgen können. Hier zeigt man 
uns riesige Wasserdruckpressen, die die in Kübeln herbeigefahrene Kakaomasse um 
etwa 20 Prozent entölen und zu harten Kuchen pressen, welche bald steinhart 
geworden nun in die Brechmaschinen kommen, die sie zerkleinern. Durch 
ein Leitungsrohr werden die brockenartigen Stücke dann in _ riesengroße Kühltröge 
in den Keller geführt, ans denen sie wieder eine Hebevorrichtung in die Zerklei- 
nerungs- und zum Schluß in die Sicht- oder Siebinaschine bringt. Das fertig 
gesiebte Pulver fällt in Transportkübel, während das auf dem Sieb gebliebene 
selbsttätig zum Pulverisator zurückgeführt wird, un: den Zerkleinerungsprozeß noch 
eininal durchzumachen. Das Pulver in den Kübeln wird nach seinem Lagerraum 
rns Vordergebäude überführt, hier zeigt man uns noch eine wohleingerichtete
	        
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