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und strafende Gewalt, der Schultheiß, die Zählung vor, und
wohl wissend, welche besondere Stellung er einnehme, beliebte
er zu zählen: „Ich bin der Schultheiß, du bist der erste, du
der zweite, du der dritte, du der vierte, du der fünfte, du
der sechste.“ Und über den sechsten kam er nicht hinaus.
Standen also und verwunderten sich sondermaßen. Da ging
ein Bruder Straubinger an den ratlosen Gemeinderäten vor¬
über und fragte, was sie hinter dem Ohr zu kratzen hätten.
Und sie eröffneten ihm ihre Pein. Da riet er den sieben, sie
sollten alle der Reihe nach, mit dem Schultheißen an der
Spitze, ihre Nasen in den Sand stecken und nachher abzählen,
wie viel Löcher es wären. Und siehe da, es fanden sich
sieben Nasenspuren im Sande, und so reisten die sieben
getrost weiter.
18. Ire Schildbürger bauen ein WatHaus.
a. Wie die Schildbürger Holz zum Bau schaffen.
Die Schildbürger hatten noch nie ein Rathaus gehabt, und
wie sie hörten, daß sich ein solches gebühre für eine jede gute
Stadt, beschlossen sie einmütig, sich gleichfalls eins zu bauen,
zogen hinaus ins Holz, das jenseit der Berge in einem Tale
gelegen war, und fingen an das Bauholz zu fällen. Als es von
den Ästen gesäubert und ordentlich zugerichtet war, da wünschten
sie höchlichst, eine Armbrust zu haben, auf der sie es heimschießen
könnten; durch solches Mittel, meinten sie, würden sie unsäglicher
Mühe und Arbeit überhoben sein. Allein
Der Hättich und der Wolltich,
Desgleichen auch der Solltich,
So hab' ich gelesen,
Sind Brüder gewesen.
Hättich und Wolltich hatten nicht viel;
Denn Vater Solltich kam niemals ans Ziel.
Darum mußten die Schildbürger ihre Arbeit selbst verrichten und
schleppten die Bauhölzer nicht ohne viel Schnaufen und Atemholen
den Berg hinauf und jenseits wieder hinab, alle bis auf eins,
das nach ihrem Verstände das letzte gewesen. Dies fesselten sie
nun gleich den anderen und brachten es unter Heben, Schieben,