D. vom Wirtschaften in Haus, Hof und Werkstatt \\g
nach einer weile, „wenn mich nun ein neues Unglück träfe, ehe ich meine
Schuld abtragen könnte, wie kämt ihr zu eurem Gelde? von Herzen
gern möchte ich euern Freundschaftsdienst annehmen,' aber dieser Gedanke
ängstigt mich. Lin Brandschaden hat allerdings seinen Schrecken für mich
verloren - denn meine frühere Versäumnis habe ich nachgeholt, und daß
ich alle neuen Unschaffungen versicherte, wäre ich euch ja schuldig - aber
heute rot, morgen tot! Und was dann? wie es alsdann mit Weib und
Bind wird, daran mag ich gar nicht denken."
„halt, da weiß ich Rat," rief jetzt der Bäcker. „Ihr wißt, ich bin ein
freund von Versicherungen, und so habe ich mich vor drei Jahren auch
in die Lebensversicherung eingekauft. Just, wenn ich, will's Gott,
meine silberne Hochzeit begehe, nämlich im 55. Lebensjahre, werden mir
3000 ITC. ausgezahlt - werde ich aber früher abgerufen, so wird das¬
selbe Kapital ohne Säumen meiner Unna ausgehändigt. Allerdings muß
ich noch jährlich an 120 ITT. Prämie entrichten,' aber der Beitrag nimmt
von Jahr zu Jahr ab, und die Gewißheit, daß meine Familie, wenn das
Schlimmste eintreten sollte, nicht bloß auf meine Ersparnisse angewiesen
ist, scheint mir ein solches Gpfer wert zu fein."
„Vas ist ja alles recht schön," ließ sich jetzt der Schmied vernehmen,
„nur weiß ich nicht, freund Schulten, wie du mit deinem Loblied auf
die Lebensversicherung unserem Freund Burkhard aus seiner Besorgnis
helfen willst." Ullein der wackere Bäckermeister ließ sich nicht irremachen.
„Warte nur, Spötter," entgegnete er, „ich werde dir jetzt die Lebens¬
versicherung noch von einer anderen Seite zeigen, und ich wette, du
wirst dich bekehren. Da habe ich einen Vetter, der will seinen kürzlich
verwaisten Neffen, einen sehr begabten Jungen, studieren lassen, was
tut er? Cr kauft ihn in die Lebensversicherung ein. Kommt der Neffe
ins Brot, so wird es ihm nicht schwerfallen, die vorgestreckten Prämien
zurückzuzahlen. Begegnet ihm aber etwas Menschliches, so hat der Gheim
das bereits gezahlte Geld nicht vergeblich daran gewandt und es seiner
eigenen Familie nicht entzogen, was sagst du nun, Bruder Schmied?"
„Cs fängt an, mir einzuleuchten," war die Untwort. „wir machen es
geradeso mit unserem Burkhard. Cr geht zum Ugenten einer Lebensver¬
sicherung, und wir bringen die Sache bei dem Vorschußvereine ins reine-
dann ist uns allen geholfen, hast recht, Schulten,' es ist doch eine schöne
Sache um die Lebensversicherung." „Ich sollt's meinen," rief Schulten
heiter, „zwei Bürgen und eine Police! Line dreifache Schnur reißt
nicht, Burkhard, vir machen nur die Prämien noch Sorge, das merk' ich
schon. Aber wenn's in der ersten Zeit auch einmal damit hapert, so sprin¬
gen wir ein,- denn wir schnitten uns sonst ja ins eigene Fleisch, und dann
mußt du wissen, daß eine gute Lebensversicherung dem versicherten auf
seine Police sogar ein varlehn gewährt. Darum Mut, Bruder, mit
Gottes Hilfe bist du bald wieder der Meister Burkhard und wohnst viel¬
leicht noch einmal unter deinem eigenen Dache."
*vem guten Burkhard war es zumute wie einem Träumenden, und
Hoffnung, Mut und Lebenslust zogen wieder in sein Gemüt ein. was die
Freunde versprochen, wurde unverweilt ausgeführt.