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Zweiter Teil. In Dorf und Heimat 
des Bergischen Landes. In Solingen soll die Kunst, Schwerter zu schmie¬ 
den, der Überlieferung gemäß durch den Grafen Ròolf IV. von Berg, 
der sie auf dem zweiten Kreuzzug in Damaskus kennen gelernt hatte, 
eingebürgert worden sein. Die Grafen von Berg taten viel für die junge 
Industrie. Graf Adolf Wilhelm verlieh ihr viele Vorrechte, er erhob 
Solingen zur Stadt und befreite sie von allen Abgaben. Schon im Mittel¬ 
alter waren die Solinger Klingen sehr berühmt und auf den Handels¬ 
plätzen fast der ganzen Erde eine gesuchte Ware. Erst 1809 wurden die 
Vorrechte der Solinger Waffenschmiede, der härter, Schleifer, Messer¬ 
macher, Kreuz- und Knopfschmiede, aufgehoben. Der freie Wettbewerb, 
der damit begann, hat der Industrie nicht geschadet. Dieselbe fußt jetzt 
auf einer jahrhundertelangen Schulung, auf einer gleichsam übererbten 
Fertigkeit und Tüchtigkeit, und zugleich wird ihr Betrieb sehr begün¬ 
stigt durch die Natur des Bergischen Landes, durch dessen Reichtum an 
sprudelnden Bächen. Da das nach Osten ansteigende, also dem vom 
Atlantischen Ozean kommenden Wolkenzüge zugekehrte Land eine be¬ 
deutende Regenmenge, jährlich 900 bis 1000 mm, empfängt, sind die 
Bäche nicht bloß zahlreich, sondern fast während des ganzen Jahres auch 
wasserreich. Ferner zeichnen sie sich durch ein bedeutendes Gefälle aus. 
So konnten überall in den schluchtenartigen Tälchen unzählige Schleif¬ 
kotten angelegt werden. In diesen verrichten die Schleifer ihre harte 
und mühselige Arbeit. Die Schmiedemeister hatten keine Veran¬ 
lassung, sich in den tiefen Tälern anzusiedeln- sie bevorzugten die 
Bergeshöhe. von blumigen Gärtchen meist umgeben, liegen dort 
ihre Wohnungen und Werkstätten. Laute Hammerschläge hallen von 
allen Seiten an unser Ohr, und wenn der Abend dunkelt, leuchten 
rings umher, auf allen höhen, die flackernden Feuer auf, die dun¬ 
keln Männergestalten, die den Hammer schwingen, grell beleuchtend. 
Durch die Gunst der Verhältnisse hat die Solinger Industrie, die außer 
allerlei hieb- und Stichwaffen und den verschiedensten Arten von Messern 
auch Gabeln, Scheren, Korkzieher, Sporen und Bügel für Geld-, Zi¬ 
garren- und Reisetaschen liefert, ihren alten Ruf bis heute bewahren 
können. „Alles", so sagte einmal etwas gar selbstbewußt ein Engländer, 
„können wir in England besser machen als in Deutschland, nur nicht So¬ 
linger Klingen." 
Auch in Remscheid wurde ursprünglich hauptsächlich das Schmieden 
von Schwertern betrieben. Graf Adolf VII. von Berg (1256 bis 1295) 
führte die Schmiedekunst daselbst ein, indem er zahlreiche französische 
Kolonisten, im ganzen etwa 2000 Familien, in sein Land zog. Später 
erhielten diese noch einen bedeutenden Zuwachs von französischen Huge¬ 
notten. Letztere waren intelligente Leute, die auch die Herstellung von 
anderen Eisen- und Stahlwaren versuchten und viele neue Artikel, wie 
Handwerkszeug, Schlösser, Hausgeräte usw., in die Remscheider Industrie 
einführten. Diese wurde dadurch immer vielseitiger. Das Schmieden von 
Waffen trat allmählich ganz in den Hintergrund. Die Art der Lisen- 
und Stahlwaren, mit deren Verfertigung man sich vorwiegend beschäf¬ 
tigte, bedingte auch eine Änderung der Betriebsweise, während in So-
	        
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