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Zweiter Teil. 3n Dorf und Heimat 
Schloß Burg und der Rltenberger vom. 
Wenn wir dem Eschbachtale, in dem die Remscheider Talsperre liegt, 
abwärts folgen bis zur Einmündung in das Wuppertal, so gelangen wir, 
nach etwa einundeinhalbstündiger Wanderung, zu dem Städtchen Burg, 
das von dem gleichnamigen Schlosse, dem alten Stammsitze der Grafen 
von Berg, überragt wird. Sowohl die landschaftliche Schönheit der Ge¬ 
gend als auch das Interesse für den alten Herrschersitz des Vergischen 
Landes locken alljährlich zahlreiche Besucher dorthin. Dieses Interesse 
ließ im Jahre 1887 auch eine Vereinigung von Männern aus allen ber- 
gischen Städten entstehen, die den Wiederaufbau des einst so stolzen, aber 
allmählich zur Ruine gewordenen Schlosses ins Werk setzte. Sein erster 
Erbauer im Jahre 1118 war Graf Höolf III.; Engelbert I. ließ es mit 
Mauern und Türmen versehen und den herrlichen Palas, den ersten go¬ 
tischen profanbau in Deutschland, aufführen, so daß die Feste gar statt¬ 
lich über das Land hinwegschaute. Nur bis 1298 wohnten die Grafen 
von Berg ständig in Burg. Sie verlegten ihre Residenz nach Düssel¬ 
dorf und weilten nur noch zeitweise auf ihrem Stammschlosse, das viel¬ 
fach umgebaut wurde. Der kaiserliche Oberst von Plettenberg zerstörte 
den schönen Bau nach dem Friedensschlüsse des Dreißigjährigen Rrieges. 
Der prächtige Palas litt damals zwar wenig, und nur das alte Dach 
mit den malerischen Rufbauten büßte er ein. Roch größere Verände¬ 
rungen vollzogen sich im Innern. Die Romantik des Rittertums mußte 
der Prosa des werktätigen Lebens Platz machen. Der palasbau wurde 
nacheinander als Deckenfabrik, Roßmühle, Wollspinnerei und Schule be¬ 
nutzt. Unsere Zeit steht den Erinnerungsstätten der Geschichte mit grö¬ 
ßerer Pietät gegenüber. Sie sah auch Schloß Burg in altem Glanze 
wiedererstehen wie so manche andere Burgen am Rhein und an der 
Mosel. Der Rrchitekt Fischer leitete den Wiederaufbau, für den reiche 
Mittel flössen, als der Rufruf hierzu durch das Bergische Land ging. Im 
Düsseldorfer Rrchiv war eine alte Zeichnung vom Baumeister und Geographen 
ploennis aus dem Jahre 1765 aufgefunden worden, und so war es möglich, 
den stolzen Bau ziemlich genau in seiner einstigen Gestalt wiederherzustellen. 
Ruch eine perle kirchlicher Baukunst besitzt das Bergische Land. In 
stiller Waldeinsamkeit des schönen vhüntales, des größten Nebentales 
der Wupper, liegt der Rltenberger Dom, die würdige Schwesterkirche des 
Kölner Doms. Die Kunstkenner sind entzückt von der feinen Gotik jenes 
Bauwerkes, zu dem der Grundstein 1255, also sieben Jahre nach Beginn 
des Kölner vombaues, gelegt wurde. 1379 stand der Rltenberger vom 
als Kirche einer 1133 von den Brüdern Höolf und Eberhard Grafen von 
Berg gegründeten Zisterzienserabtei fertig da. Er ist ein turmloser, drei- 
schiffiger Riesenbau mit fünfschiffigem Ehor und Kapellenkranz. Für 
seine Erhaltung und Verschönerung ist in verdienstvoller weise der Rl¬ 
tenberger Domverein tätig. 
Elberfeld und Barmen. 
Unser letztes Reiseziel im Bergischen Lande sei die im engen Wupper¬ 
tal gelegene voppelstadt Elberfeld (170 000 Einw.) und Barmen (160 000
	        
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