A. 3m Vaterland
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<5raf Röolf von Berg aus dem mächtigen Geschlecht der Edlen von Berg
sehr froh. (Er war der Neffe des verstorbenen Herzogs walram und
dachte sich nun das Land Limburg mit seiner Grafschaft Berg zu ver¬
einigen. Limburg ist ein reiches Land und hat fette Weiden und viele
Binder. Und der Graf von Geldern, der Witwer an Irmgard geworden
war, wollte es nicht hergeben.
Da dachte Graf Udolf: „was sollst du dich plagen mit fremdem Land
und fremden Leuten. Bar Geld ist besser." Und er verkaufte das ganze
Land Limburg für 32 000 Reichsmark an feinen Freund, den Herzog
Johann von Brabant und Lothringen. Des schrie der Graf von Geldern,
der es nicht hergeben wollte, wütend: „Räuber und Räubershelfer!"
Und er fand Beistand in diesem Handel an dem mächtigen Erzbischof der
heiligen Stadt Köln, dem Herrn Sigefrieö von Westerburg. Der sagte
ihm Hilfe zu im Streite. Und seinem Beispiel folgten die Grafen Udolf
von Nassau, Heinrich von Luxemburg und andere kriegslustige Herren.
Da mußte Graf Udolf von Berg an den Krieg glauben. Und er mußte
seinem Freund, dem Brabanter Herzog, beistehen wider dies Bündnis.
Und ein gleiches taten mit ihm die Grafen von Jülich und der Riark,,
mit denen er in gutem Einvernehmen lebte. Und auch die Stadt Köln
schloß sich gegen ihren Erzbischof dem Brabanter an. Die Bürger Kölns
waren nämlich sehr erzürnt über ihren Bischof Sigefrieö von Wester¬
burg, der ein gewalttätiger, jähzorniger Herr war. Und er hatte sie
placken wollen mit Steuern und mit Zehnten und ihre mühsam errunge¬
nen städtischen Freiheiten wieder aufheben wollen. Und sie freuten
sich dieser Gelegenheit, wider ihn Partei nehmen zu können. Uber der
Papst in Rom war sehr besorgt deswegen. Und er schickte einen Boten
nach Köln, der drohete den Bürgern sehr. Und sie ließen sich nicht ein¬
schrecken und hielten weiter mit dem Grafen Udolf von Berg wider ihren
Erzbischof.
Riehr denn sechs Jahre währte der Krieg. Und einmal war der
Lieg beim Brabanter und ein andermal beim Erzbischof. Und das ganze
Land zwischen Riaas und Rhein wurde indessen verheert und zertreten.
Rlso daß manche Strecken einer Wüste glichen. Und viele tausend Bauern
blieben tot zwischen den Heeren. Und in den Dörfern hausten die Sol¬
daten wie die Hunnen, von denen uns aus alten Zeiten schreckliche Untaten
berichtet werden. Bis hinauf in das Bergische Land des Grafen Udolf
fraß sich der Krieg. Und die Wälder um die Wupper wurden an vielen
Stelten mit Bäumen und wild ratzekahl abgebrannt. Selbst der gro߬
mächtige, vor zehn Jahren in Frankfurt zum deutschen Kaiser erwählte
Graf Rudolf von Habsburg vermochte nichts auszurichten wider die
blinde Wut der Parteien.
Und es mußte zu einer großen Schlacht zwischen ihnen kommen und
viel Blut in die Erde laufen, ehe sie zur Versöhnung geneigt waren und
matt und kriegsmüde. Das war die große Schlacht bei Worringen, in
welcher der Streit sich zu Ende senkte. Und in ihr sind viele Ritter zum
letzten Riale auf ihren Pferden gesessen. Denn des Landes ganzer Udel
vom niederen Rhein kämpfte mit. Es ist aber eine große, flache Ebene