Full text: Deutsches Lesebuch für Handelsschulen

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auf sich zu, so wollen sie kaufen. Durch die Zahl der aufgehobenen 
Singer geben sie an, um wie viele „Posten" das Geschäft gehen soll. 
Unter „Posten" versteht man den gebräuchlichen Linheitsbetrag für 
Zeitgeschäfte. Es handelt sich bei jedem Verkauf oder Rauf immer um 
einen bestimmten, abgerundeten Betrag oder das Mehrfache eines 
solchen Betrages. So werden z. B. englisch-russische Unleihe nur in 
Posten von 1000 Pfund Sterling, Eisenbahn-, Bank- und Industrie¬ 
papiere nur in Posten von 15 000 Mark gehandelt. Fünf ausgestreckte 
Singer bedeuten also fünfmal 15 000 Mark des betreffenden Industrie¬ 
papieres." 
„Und weiß denn der Makler, wer die Leute alle sind?" 
„Gewiß, die Makler kennen alle Geschäftsleute persönlich. Sie 
kennen auch die Ungestellten der großen Häuser, die für ihre Sirmen 
hier Aufträge geben. Sie sehen die Geschäftsleiter da ruhig auf ihren 
Plätzen sitzen. Die Herren empfangen fortwährend Drahtungen und 
Nachrichten von ihren Ungestellten und lassen durch letztere kaufen 
oder verkaufen, sei es für sich, sei es für ihre Kundschaft." 
„Sie sagten vorhin: London meldet fest, haben die anderen 
Börsen während der Geschäftszeit auch hier in Berlin Einfluß?" fragen 
wir unseren Sührer. 
„Ganz gewiß, und zwar einen sehr bedeutenden Einfluß. London 
und Paris, in zweiter Linie Neuyork und Wien haben für Berlin die 
denkbar größte Bedeutung, wegen des Zeitunterschiedes mit Amerika 
ist ja in Neuyork nicht gerade 'Börsenzeit, wenn in Berlin die Börse 
geöffnet ist, aber die Neuyorker Nurse der letzten Börse haben doch 
hier Einfluß, noch mehr aber die ,Stimmung' in London und Paris, 
wenn auch die hiesige Börse zuerst geschäftslustig und fest ist, so flaut 
sie doch ab, wenn ,matt London' und ,matt Paris' gemeldet wird, 
wenn die Spieler auch nicht wissen, weshalb die auswärtigen Börsen 
verstimmt sind, so fürchten sie doch, daß etwas Schlimmes, Gefährliches 
in der Luft liegt." 
Unser Begleiter ist nach dem Börsensaale gerufen worden, und wir 
folgen ihm. Aus Transvaal sind schlechte Nachrichten für England 
eingetroffen. Niemand weiß, ob diese Nachrichten wahr sind. Uber 
die englischen Papiere, besonders die Goldanteilscheine (Unteile an den 
südafrikanischen Goldminen) fallen sofort. Nurze Zeit darauf kommt 
^re Nachricht, daß die Londoner Börse flau geworden. Die schlechten 
Nachrichten scheinen also wahr zu sein- den Spielern gehen Millionen 
verloren. 
. „Gibt es in solchen Augenblicken denn gar keine Rettung für den 
Spreler?" fragen wir. 
. "Er kann sich ,drehen', wie der Nunstausdruck lautet. Er kann 
in solchem Salle, wenn er auf das Steigen gerechnet hat, plötzlich auf 
das Sallen wagen, um an dem Süllen vielleicht zu verdienen, was 
er an dem Steigen verliert. Uber auch das .Drehen' ist ein gefährliches 
Ding, der richtige Zeitpunkt dafür ist manchmal in fünf Minuten vor-
	        
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