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auf Wunsch auch alle zugleich in wenigen Minuten aufgetragen werden,
hinter seinem Sessel, der ihm nach der Tischordnung angewiesen ist,
hat ein Kellner Posten gefaßt, seines Winkes gewärtig. Nach dem
Frühstück geht man an Deck, um die warme Vzeansonne auf sich
wirken zu lassen und die Rapelle zu hören, die zwischen elf und zwölf
Uhr auf dem Wandeldeck spielt. Zwischen den Zuhörern schleicht der
Liebhaberphotograph hindurch, um alles Erreichbare auf die Platte
zu bannen, fordert doch die auf dem Schiffe befindliche Dunkelkammer
zur Ausübung der Kunst geradezu heraus. Sicher vor ihm ist man nur
in den Badezimmern, die um diese Zeit geöffnet sind und durch ihre
geschmackvolle Ausstattung zur Benutzung einladen. Ist das Früh¬
stück vorüber, so werden auf dem Wandeldeck bei schönem Wetter Ge¬
sellschaftsspiele veranstaltet, während man sich bei stürmischem und
regnerischem Wetter, bei dem die Sturzseen rauschend und tosend
über Wandelbahnen schlagen, in die behaglichen Rauch- und Gesell¬
schaftszimmer zurückzieht. Die Herren suchen dann meist das Spiel¬
zimmer, die Damen den Musik- oder Leseraum auf, um hier die Zeit
bis zum Abend so angenehm wie möglich zu verbringen.
Um sechs Uhr meldet der Hornist, daß das hauptmahl fertig ist.
In den feinsten Gesellschaftskleidern strömt alles durch die teppich¬
belegten Gänge zu dem Speisesaal, der durch mehr als 100 Glüh-
lampen erleuchtet ist. Schwere silberne Aufsätze mit Früchten, Vasen
mit frischen Blumen schmücken die langen Tafeln. Die Musik ertönt,
die Uellner erscheinen mit den Schüsseln, bald ist das Essen in vollem
Gange. Mit Marinebildern gezierte, gedruckte Karten unterrichten in
englischer und deutscher Sprache über die Speisenfolge und geben gleich¬
zeitig auf der Rückseite über die Vortragsordnung der Musikstücke,
die die Rapelle während des Mahles spielt, Aufschluß. Einfacher, aber
ebenfalls reichlich und gut ist die Verpflegung in der zweiten Rajüte.
Die Reisenden erhalten frühmorgens ein erstes und um zehn Uhr ein
zweites deutsches Frühstück, das ihnen die Aufwärter auf silbernen
Platten auf dem Deck oder in den Räumlichkeiten ihrer Klasse auf¬
tragen. Um zwölf Uhr künden ihnen die Töne einer Schallplatte das
Mittagessen an, um sechs Uhr folgt ein Imbiß, bestehend aus Kaffee
und Kuchen, und den Abschluß bildet ein kräftiges Abendessen. Auch
ihnen sucht man die Unannehmlichkeiten der Seereise so weit als
erreichbar zu vermindern.
wie geht es aber den Hunderten, die dort vorn im Zwischendeck,
wo das Stampfen des Schiffes am fürchterlichsten wirkt, sehnlichst dem
Ende der Fahrt entgegenharren? Run, auch für sie ist das Menschen¬
mögliche getan. Nichts mehr von der viehischen, entsittlichenden 3u-
sammenpferchung, die sich die Auswanderer vor noch kaum 20 Iahren
gefallen lassen mußten, nichts mehr von der ärmlichen Kost, an der
früher so mancher zugrunde gegangen sein soll- nein, luftige, weite
Räume, in denen Männer, Frauen und Familien voneinander ge¬
schieden sind, bewohnen die Auswanderer hier, und ein ausgedehnter
Raum ist ihnen auf dem Vorderdeck überlassen, wo sie sich bei scho-