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von der Teilung des Reichstages in 7 Abteilungen sowie auf den Namensaufruf
zwecks Feststellung der Beschlußfähigkeit Abstand genommen.
Der Vorsitzende, der stellvertretende Vorsitzende und die Schriftführer
werden einstimmig wiedergewählt. Nach kurzen Oankesworten gedenkt der
Vorsitzende der in der Zwischenzeit verstorbenen Bundesfürsten wie der Reichstags¬
mitglieder und erteilt dem Herrn Reichskanzler das Wort.
Reichskanzler Dr. v. Bethmann Hollweg: Lin gewaltiges Schick¬
sal bricht über Europa herein. Zeit wir uns das Deutsche Reich und
Ansehen in der Welt erkämpften, haben wir 44 Iahre lang in Frieden
gelebt und den Frieden Europas geschirmt. In friedlicher Arbeit sind
wir stark und mächtig geworden und darum beneidet. Rlit zäher Geduld
haben wir es ertragen, wie unter dem Vorwände, daß Deutschland
kriegslüstern sei, in Gst und West Feindschaft genährt und Fesseln
gegen uns geschmiedet wurden. Der wind, der da gesäet wurde, geht
jetzt als Sturm auf. wir wollen in friedlicher Arbeit weiterleben und
wie ein unausgesprochenes Gelübde ging es vom Raiser bis zum
jüngsten Soldaten: nur zur Verteidigung einer gerechten Sache soll
unser Schwert aus der Scheide fliegen. Der Tag, da wir es ziehen
müssen, ist erschienen — gegen unseren willen, gegen unser redliches
Bemühen,- Rußland hat die Brandfackel an das Haus gelegt, wir
stehen in einem erzwungenen Rriege mit Rußland und Frankreich.
Meine Herren, eine Reihe von Schriftstücken, zusammengestellt in
dem Drange der sich überstürzenden Ereignisse, ist Ihnen zugegangen.
Lassen Sie mich die Tatsachen herausheben, die unsere Haltung
kennzeichnen, vom ersten Augenblick des österreichisch-serbischen Zwistes
an erklären und wirken wir dahin, daß dieser Handel auf Gsterreich-
Ungarn und Serbien beschränkt bleiben müsse. Alle Rabinette, in¬
sonderheit auch England, vertreten denselben Standpunkt. Rur Ru߬
land erklärt, daß es bei der Austragung dieses Zusammenstoßes mit¬
reden müsse. Damit erhebt die Gefahr europäischer Verwicklung ihr
drohendes Haupt. Sobald die ersten bestimmten Nachrichten über
militärische Rüstungen in Rußland vorliegen, lassen wir in Peters¬
burg freundschaftlich aber nachdrücklich erklären, daß kriegerische
Maßnahmen gegen Österreich uns an der Seite unseres Bundesgenossen
finden würden, und daß militärische Vorbereitungen gegen uns selbst
zu Gegenmaßregeln zwingen würden, Mobilmachung aber sei nahe
dem Rriege. Rußland beteuert uns in feierlicher weise seinen Friedens¬
wunsch, und daß es keine militärischen Vorbereitungen gegen uns treffe.
Inzwischen sucht England zwischen Wien und Petersburg zu vermitteln,
wobei es von uns warm unterstützt wird. Am 28. Iuli bittet der
Raiser telegraphisch den Zaren, er möge bedenken, daß Gsterreich-
Ungarn das Recht und die Pflicht habe, sich gegen die großserbischen
Umtriebe zu wehren, die sein Bestehen zu unterhöhlen drohten. Der
Raiser weift den Zaren auf die gemeinsamen monarchischen Interessen
gegenüber der Freveltat von Serajewo hin. Lr bittet ihn, ihn per¬
sönlich zu unterstützen, um den Gegensatz zwischen Wien und Petersburg
auszugleichen. Ungefähr zu derselben Stunde und vor Empfang dieser