462
Fünftes Hauptstück.
Johanna, der Tochter Herzog Albrechts von Holland,
in der Hoffnung, auch hier einst die Nachfolge für sein
Haus zu erlangen. Uebcrdieß wurde seinem zweiten Svh.
ne Sigismund Die Nachfolge in Ungarn und Polen zuge-
sichert, da er sich 1372 mit Maria, der Tochter des
großen Ludwigs vermählte, welcher 1370 auch König von
Polen geworden war. Zu dem Allem machte Karl IV.
vielfach kleine Erwerbungen für den böhmischen Lehcnhof.
Noch weiter aber als die Ländererwerbungen gieugen Karls
Handelsentwürfe. Bereits hatte er einen Theil des ita-
liänischen und lcvantischcn Handels nach Böhmen gezogen:
jetzt gedachte er Tangermünde zu einer großen Waaren-
niederlage für Hamburg und Lübeck zu machen und reiste
zu diesem Ende 1375 nach Lübeck, dem Haupte des han¬
seatischen Bundes, wo seit Friedrich II. kein Kaiser er¬
schienen war, überhäufte die Bürger mit Höflichkeiten
und schmeichelte sich, wie mau sagt, sogar mit der Hoff¬
nung, zum Haupte des hanseatischen Bundes erwählt zu
werden. Die Hansa, nunnrehr auf dem Höhepunkt ihrer
Blüthe, hatte das Monopol in der Ostsee, freie Ein-
und Ausfuhr in England, Dänemark, Schweden und
Rußland, Handelscomptvirs zu London, Brügge, Bergen
und Nowgorod und sprach ein gewichtiges Wort in den
Angelegenheiten der nordischen Reiche.
In Schweden war 1216, als Erik X., aus dem
Hause Bonde, gestorben, nicht dessen Sohn, Erik Erik-
svn, sondern der letzte Sprosse des btodswcnschen Hanfes,
Johann Swerkerson, als König erhoben. Er war
mütterlicherseits Enkel des mächtigen Jarls Birger Brosa
aus dem Geschlechte der Folkunger. In diesem Ge-
schlechte war unter dem Kampf der gothischen Blvdswcn
und der schwedischen Bonde die Würde des Reichsjarls
erblich geworden, ein Amt, welches dem des fränkischen
Major Domus entsprach und seine Inhaber endlich eben¬
falls auf den Thron führte. Johann Swerkerson lebte
nur bis 1222, und mit ihm starb Swens des Opfernden