B. Des Hauses Gemeinschaftsleben.
71
zustande bringt. Zweitens aber fördert es mittelbar die Verdauung
dadurch, daß es die Absonderung der Verdauungssäfte stark anregt,
so stark, daß der Feuchtigkeitsverlust der Schleimhäute sich, wie all¬
gemein bekannt, als Durst fühlbar macht. Die Menschheit von alters
her hat denn auch die Wichtigkeit des Salzes erkannt. Unsere Alt-
vordern gewannen Salz, indem sie das Wasser ihrer Salzquellen aus
glühende Kohlen schütteten, nachher die aus Kohle, Salz und Asche
gemischte Kruste abschabten und zum Würzen ihrer Speisen ge¬
brauchten. Nicht selten führten verschiedene Stämme der Salzquellen
wegen blutige Kriege. Man schätzt den jährlichen Salzbedarf eines
Menschen auf 6—7 kg; doch sind die Angaben darüber schwankend.
Auch ist der Salzverbrauch nicht in allen Ländern gleich, während
z. 13. der Franzose sich mit 6,2 kg jährlich begnügt, soll der Deutsche
13,1 kg verbrauchen.
2. Damit scheint auf den ersten Blick in Widerspruch zu stehen, daß
es Völker gibt und immer gegeben hat, welche den Gebrauch dieser
Würze nicht kennen. Indes ist das nur Schein. Zunächst muß fest¬
gehalten werden, daß sowohl die pflanzlichen wie auch die tierischen
Nährstoffe salzhaltig sind, letztere aber bedeutend mehr als erstere.
Diejenigen Völker also, welche ausschließlich oder vorwiegend von
Fleischnahrung leben, haben kein Salz nötig, den von Pflanzenkost
lebenden ist es unentbehrlich. Die Samojeden z. B., welche fast nur
von Nenntierfleisch sich nähren, genießen kein Salz, obwohl ihr Land
ihnen solches bietet. Bei den meisten Negervölkern Südafrikas da¬
gegen, die hauptsächlich von Pflanzennahrung leben, gilt Salz für
die größte Delikatesse. Auch die Tierwelt liefert Beweise dafür, daß
die Verschiedenheit des Salzbedürfnisses bedingt ist durch die Ver¬
schiedenheit der Nahrung, während z. B. einem Kamel ein Stückchen
Salz die liebste Leckerei ist und die Büffel Nordamerikas in großen
Scharen an die salzigen Ufer des Missouri kamen, wo ihnen dann der
Jäger auflauerte, finden wir bei den Fleischfressern ein Bedürfnis
nach Salz nicht.
3. Die Bedeutung des Salzes für die Pflanzenwelt ist noch nicht
überall festgestellt. Besieht man die Pflanzen am flachen Strande
eines auch nur mäßig" salzigen Meeres, so fällt das verkümmerte
Aussehen sofort auf. Bei Hochwasser werden sie mit Salzwasser über¬
spült, und das können sie nicht vertragen. Andere Pflanzen sehen
wir dagegen üppig gedeihen: es find die sogenannten Salzpflanzen,
welche zu ihrem Leben einer gewissen Menge Kochsalz bedürfen.
Auch in der Asche anderer Pflanzen findet man wohl eine
geringe Menge Kochsalz, aber die Wissenschaft rechnet es zu
den entbehrlichen Bestandteilen. Die Pflanze hat den Stoff nicht
nötig; sie kann ihn nur nicht zurückweisen, wenn man deshalb in
der Landwirtschaft Kochsalz in geringer Menge als „Dünger" ver¬
wendet, so hat dieser stets mittelbare Wirkung.
Damit ist aber die Bedeutung des Salzes für unser Leben nicht
erschöpft; es findet auch nach der technischen Seite hin hervorragende