B. Des Hauses Gemeinschaftsleben. 
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seine Schönheit und seinen Wert für Beobachtung des Hauswesens 
verloren, und die viele ist ein dunkler Baum geworden. Buch das 
Üußere des Hauses hat seit dem Lindringen des Massivbaues viel 
von seiner alten Schönheit eingebüßt. Vas bunte, reizvolle Ständer¬ 
werk ist gefallen, das malerische alte Strohdach hat dem roten 
Pfannendache, oft sogar dem Schieferdachs Platz machen müssen. 
Ruch die schöne alte Giebelzierde, die Pferdeköpfe, im Riten Lande 
die Schwanenköpfe, und der große stattliche Giebelbalken über der 
Tür, der in der Regel einen frommen Spruch trug, sind im ver¬ 
schwinden. Daß aber hier und da Bauernhäuser im Schweizerhaus- 
stil erbaut worden sind oder als nichtssagende kastenartige Backstein¬ 
klumpen mit Zementplatten dastehen, ist für unsere Heimat unwürdig. 
Mußt du auch in vielen Dingen aus gesundheitlichen, praktischen oder 
andern Gründen heute anders bauen als Vater und Großvater, so 
bedenke doch auch, daß du als Niedersachse die Verpflichtung hast, 
heimatlich niedersächsische Bauweise in Ehren zu halten! 
Nach'Müller-Brauel u. a. in: Heimatkunde des Regierungsbezirks Stade 
lhrsgeg. v. Plettke. 1. Bd. Bremen 1909). 
>4. Niedersachsensprüche. 
beschirmt von stolzer Eichen Kronen, 
wein Sachsenhaus, steh fest und gut! 
Allzeit mög' Treue in dir wohnen 
und Heller deutscher Bauernmut! 
Friedrich Schliecker. 
Solange noch die Lichen wachsen 
in alter Kraft um Hof und Haus, 
so lange stirbt in Niedersachsen 
die alte Stammesart nicht aus. 
Friedrich Tewes. 
6. Des Hauses Gemeinschaftsleben. 
I. Litern und Uinder. 
sS. Heimkehr auf den Heidehof. 
l. Kaum hielt der Zug auf dem bescheidenen Heidebahnhof, als 
auch schon die Tür eines Rbteils dritter Klaffe aufflog und ein 
langer, prächtig gewachsener Junge in der schmucken Uniform der 
hannoverschen Ulanen sporenklirrend in den gelben Kies sprang, 
ohne das untere Trittbrett zu benutzen. Die Mütze saß verwegen 
schief auf dem starkgebräunten, mit einem flotten Schnurrbart ge¬ 
zierten Gesicht. Zur Seite baumelte an schwarz-weiß-rotem Bande 
die bauchige Neservistenflasche. Die Waffe fehlte,' dafür ließ die 
Rechte ein biegsames Stückchen durch die Luft pfeifen. So eilte der 
Junge mit den langen und breiten Schritten des Kavalleristen auf 
den ansehnlichen Bauersmann zu, der ihn erwartete, als dessen ver¬ 
jüngtes Ebenbild er erschien und in dessen grauen Rügen sich ein 
frohes, stolzes Blitzen zeigte . . .
	        
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