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I. Der Jüngling als Staatsbürger.
Süh so, min Sähn! Un nu adjü!
Und denk an Muttern un an mi!
Un nu, min Sähn, herun den Haut!
Un leggt de Hand em up den Kopp;
„Noch büst du gaud, nu bliew ok gaud!“
Un langt den Hammer ut de Eck.
„So, nu man tau! nu, Jung, nu treck!
Jehann un Mutter gahn herut. —
„Treck düller, Jung!“ seggt Meister Snut
un sweißt und smäd't, de Funken flogen
em in't Gesicht un in de Ogen,
dat hei sei, wenn't de Jung nich süht,
sik ut de Ogen wischen müßt.
„Na,“ seggt hei, „orndlich narschen? is't
wos dumm un dämlich spritzt dat hüt.“
Fritz Reuter.
21. Des Vaters Vermächtnis.
Anmeinen Sohn Johannes. 1799.
Gold und Silber habe ich nicht,
was ich aber habe, gebe ich dir.
Lieber Johannes!
Die Zeit kommt allgemach heran, daß ich den Weg gehen
muß, den man nicht wiederkommt. Ich kann dich nicht mitnehmen
Und lasse dich in einer Welt zurück, wo guter Rat nicht über—
flüssig ist.
Es ist nicht alles Gold, lieber Sohn, was glänzt, und ich habe
manchen Stern vom Himmel fallen und manchen Stab, auf den
man sich verließ, brechen sehen.
Es ist nichts groß, was nicht gut ist, und ist nichts wahr, was
nicht besteht.
Der Mensch geht hier nicht von ungefähr in dem schlechten
Rock umher, und es ist nicht für ihn gleichgültig, ob er rechts oder
links gehe.
Laß dir nicht weismachen, daß er sich raten könne und selbst
seinen Weg wisse.
Halte dich zu gut, Böses zu tun.
Hänge dein Herz an kein vergänglich Ding.
Was du sehen kannst, das sieh, und brauche deine Augen,
und über das Unsichtbare und Ewige halte dich an Gottes Wort.
1 rae vBer. 2 närrisch.
nrr
3
wie.