Full text: [Teil 1 = Klasse 9, [Schülerband]] (Teil 1 = Klasse 9, [Schülerband])

134 
189. Sehnsucht nach dem Srühling. 
ganz von Sinnen wären, so stellen sie sich an: sie schlagen mit den Flügeln, 
sie drehen und wenden das Köpfchen nach allen Seiten, sie rücken hin und 
her. Ob das Vorfreude ist auf die schöne Zeit, der wir nun entgegengehen? 
— Oder ist es die Freude über die glückliche Rückkehr in die alte Heimat? 
5 — Wohl beides, jedenfalls wissen sie sich vor Freude gar nicht zu lassen. 
Und dann gehe ich zur Schule und lausche auf dem Wege nach allen 
Dächern hinauf und zähle die Stare, die auf den Schornsteinen sitzen. 
Und wahrlich, das muß ein schlechter oder ein ganz stumpfsinniger 
Mensch sein, der sich nicht über die zurückgekehrten Stare freut. Sie sind 
10 die ersten Boten des Frühlings, die uns von den Dächern herunter zusingen, 
daß der Winter vorbei ist. Freilich kommen sie manchmal zu zeitig, und 
der Winter verjagt sie wieder mit heftigen Schneeschauern oder eisigem 
Winde. Ja, wenn es ihnen bei uns noch zu unfreundlich ist, dann ver¬ 
schwinden sie plötzlich wieder auf einige Zeit. Ist aber das Wetter Würmer 
15 geworden, dann sehen sie sich nach einer Wohnung um. Astlöcher, hohle 
Stellen in alten Bäumen werden aufgesucht und für den Nestbau ein¬ 
gerichtet. Ebenso gern aber ziehen sie auch in die von den Menschen zurecht 
gezimmerten Starkasten. Freilich, wenn solch ein Starkasten noch vom Vor¬ 
jahre am Baume hängt, kann man sicher sein, daß er den ganzen Winter 
20 über auch bewohnt gewesen ist. Natürlich vom Spatz. Der tut nun, 
da sich die Stare auf die Wohnungssuche begeben, als ob er der Eigen¬ 
tümer wäre. Breit und behäbig sitzt Herr Spatz auf der Stange vor dem 
Flugloche und leidet nicht einmal, daß die Wohnung von den Fremden 
besehen wird. — Da gibt's gar oft Zank und Streit um die Wohnung 
25 zwischen Spatz und Star, und gar oft ist viel Schlauheit und Mut nötig, 
um die frechen Spatzen zu vertreiben. Heinrich Scharrelmann. 
189. Sehnsucht nach dem Frühling. 
Von Christian Overbeck. 
1. Komm, lieber Mai, und mache 
90 die Bäume wieder grün 
und laß mir an dem Bache 
die kleinen Veilchen blühn! 
Wie möcht’ ich doch so gerne 
ein Blümchen wieder lehn, 
35 ach, lieber Mai, wie gerne 
einmal spazieren gehn! 
2. Reh, wenn’s doch erst gelinder 
und grüner draußen wär’! 
Komm, lieber Mai, wir Kinder, 
wir bitten gar zu lehr! 
0, komm und bring vor allen 
uns viele Rosen mit; 
bring auch viel Nachtigallen 
und schöne Kuckucks mit! 
Mel. von Wolfgang Hmadeus Mozart (1756 — 1791),
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.