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Schnell hinter Wolken, und der böse Winter
Streckt, eh’ man sich’s versieht, die kalten Hände
Weit über Berg und Thal und schüttet Schnee
Den Leuten ins Gesicht und giesset Regen
Auf sie herab und heult in Sturm und Wind;
Es freut ihn, wie die Menschen vor ihm laufen. —
Da spricht die Sonne: „Nein, das wird zu arg!u
Und duldet länger solchen Unfug nicht.
Mit einem Ruck reifst sie die Wolken durch
Und schmelzt den Schnee und trocknet schnell den Regen
Und lacht aufs neu’ den Menschen in’s Gesicht.
Ach, nur zu kurze Zeit! Denn bald von neuem
Hebt sich der freche Bursch, der Winter, wieder
Und schnaubt und schneit und tobt nach alter Art.
So kämpfen Lenz und Winter, Sonn’ und Dunkel;
Und kann’s wohl anders sein? — ’s ist ja April!
R. Reinick.
42.
Sonnenschein und Blütenduft,
Das ist ein Vergnügen!
Wann in blauer Maienluft
Hoch die Lerchen fliegen.
Wenn des Baches Wellen sich
Durch die Blumen schmiegen,
Mailust.
Und die Schmetterlinge sich
Auf den Halmen wiegen:
Ach! wie ist cs da so schön,
Tief im Gras zu liegen
Und zum Himmel aufzusehn, —
Das ist ein Vergnügen!
R. Reinick.
43. Felder und Auen.
Auf unserm Feld ist’s auch gar schön; grün sieht man im
Lenze die Aussaat stehn. Wie munter sie wächst und schosst
und blüht, so dass man nur Lust und Freude sieht! Da geh’
ich schauend oft hin und her, das Feld durchstreif’ ich kreuz
und quer. Die Raine laufen durch Felder lang hin, das ist
so recht nach meinem Sinn. Auf Rainen kann ich spazieren
gehn, kann alle Furchen und Beete besehn. Dort halten wir
lustige Schmetterlingsjagd; im Frühling uns das besonders be¬
hagt. Da laufen und spielen wir Greifen und Ball; die Vog¬
lern hört man dort überall. Hoch über mir die Lerchen sich
schwingen; ich sehe sie kaum und hör’ sie doch singen. Die
muntern Schwalben sind auch dabei, sie kreisen umher mit
feinem Geschrei. Ein schwärmendes Mückchen sucht manche