Full text: Erzählungen aus der Geschichte

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verlassen suchte er jetzt nach Amerika zu entkommen, wurde aber 
in Rochefort durch die dort kreuzenden englischen Kriegsschiffe ver- 
hindert. Aus Furcht, den Bonrbonen ausgeliefert zu werden, er- 
gab er sich seinem Erzfeind, den er in seiner ganzen Herrscherzeit * 
mit tödtlichem Hasse verfolgt hatte, und gieng am 15. Juli an 
Bord des Bellerophon, auf den Schutz und die Großmuth Eng¬ 
lands vertrauend. Aber in Folge eines Vertrags der Verbündeten 
wurde er als Gefangener Europas nach der Insel St. Helena 
mitten im atlantischen Ocean abgeführt. Am 16. Oktober 1815 
landete daselbst der Gebieter eines Welttheils, als General Bona- 
parte, einzig begleitet von General Bertrand, Gras Montholon und 
noch wenigen Getreuen. In strenger Hast, verlassen vom Glanz 
der Welt, blieb er unbeugsam standhaft und fühlte sich auch jetzt 
noch als Kaiser. Aber die unfreiwillige Ruhe eines beschaulichen 
Lebens stimmten in seinem Gemüthe auch zartere Töne an. Einer¬ 
seits sich selbst bewußt, wie Großes er für die Belebung der Künste 
und Wissenschaften, für Beförderung der Gewerbe, für Verbesserung 
der Gesetze gethan hatte — mit meinem Gesetzbuch in der Hand 
werde ich aus die Nachwelt übergehen, sagte er — wurde er 
andererseits beunruhigt durch den Gedanken an die vielen Menschen, 
die seinem Ehrgeize als Opser gefallen waren. Am 5. Mai 1821 
beschloß der große Geist des Jahrhunderts sein durch die härtesten 
Wechsel des Schicksals getrübtes Leben, im 51. Jahre seines Alters, 
trotz seiner unersättlichen Selbstsucht, die ihn bis zum Despotismus 
trieb, angestaunt von der Mit- und Nachwelt in seiner Größe. 
Seine Asche wurde 1840 uuter der Regierung des Königs Ludwig 
Philipp uach Paris gebracht und in der Jnvalidenkirche beigesetzt 
Mit Napoleon siel dessen Schwager Murat, König von Neapel. 
Dieser hatte sich nach Napoleons Verweisung aus die Insel Elba 
an Oesterreich angeschlossen, war aber auf die erste Kunde von 
dem geglückten Einfall Napoleons in Frankreich mit erneut Heere 
gegen deu Po vorgerückt. Hier wurde er von den Oesterreichern 
zurückgeschlagen, und sein Heer löste sich bald auf. Murat flüch- 
tete sich nach Frankreich, Neapel wurde au den Bonrbonen Ferdi- 
nand IV. zurückgegeben, und als Murat einen Einfall in Ealabrien 
machte, um feine Herrschaft wieder zu erobern, wurde er gefangen 
und am 13. Oktober 1815 erschossen. 
Nach der Schlacht von Waterloo setzten die Verbündeten ihren 
Marsch gegen Paris sort und zogen schon am 7. Juli 1815 zum 
zweiten Mal in Paris ein. Ludwig XVIll. kehrte auf den fran- 
zösischen Thron zurück, und am 20. November wurde der zweite 
Pariser Friede unterzeichnet. Frankreich wurde auf die Greuze 
von 1790 zurückgeführt, mußte alles Land bis an die Lauter zu- 
rückgeben, 700 Millionen Franken Entschädigung für Kriegskosten 
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