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zusagen. .. An dem Zaune rankt der wilde Wein und greinst
mit seinen langen Armen weithin nach allen Seiten. So leid es
einem tut: die Ranken müssen beschnitten und dann mit weißem
Lindenbast fest angebunden werden.
Aber die meiste Mühe kostet es doch auf den Beeten. Es
hilft alles nichts, sie müssen umgegraben werden. Das sieht
sich nun recht hübsch an, wie die Gärtner herzhaft und im Takte
den großen, blanken Spaten führen. Eins! — sie stechen ins
weiche Land; zwei! — der Fuß wird aufgesetzt und drückt das
Eisen tief ins Beet; dreil — ein kräftiger Kuck mit den Armen,
ein heben, ein Drehen .. . und umgewendet liegt ein Häuflein
aufgelockerter Erde vor dem Spaten. „Tief graben!“ so sagte
unser Gärtner oft, und der Schweiß stand ihm auf der Stirne;
„tief graben! — das ist die Hauptsache!‘ Er wollte uns da—
mit eine gute Lehre geben.
Etwas Schönes ist nun das Säen und Pflanzen. Der Gärt—
ner hat die groben Erdbrocken mit der Harke fein zerklopft, hat
das Beet geebnet und schnurgerade abgegrenzt. Da zieht er
kleine Furchen und streut schwarze und braune Körnchen hinein.
Oder auch: er gräbt kleine Löcher für zarte, grüne Pflänzchen,
für Astern und Levkoien und Goldlack. Oder auch: er bringt
knospende und blühende Stöcke — Primeln und Nelken und die
alten, lieben Stiefmütterchen — und pflanzt sie in das Rund—
beet ein. Fest drückt er an die Wurzeln das Erdreich an und
gibt dazu aus der großen Gießkanne ein Schlücklein Wasser zu
trinken. „Und nun,“ so denkt er still für sich, „nun keimt
und grünt, ihr Samenkörnlein; nun reckt und streckt euch, ihr
pflänzchen; nun wurzelt fest und sprießt und bringt Blüten und
Früchte!“
Der Gärtner hat es sich um den Garten sauer werden lassen.
Erst der Sommer und der Hherbst werden ihm seine Mühe lohnen.
Merke wohl: zu dem Säen und Pflanzen, dem Begießen und
Anbinden, dem Graben und harken und so vielem anderen, was
zur Gartenarbeit gehört, muß der Gärtner noch eines hinzulernen
— das feine, stille, geduldige Warten. Sritz Otto.