Geschichte.
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zösische Bücher und musizierte, Bls er einst mit seinem Vater íti Dresden
war, lernte er den tüchtigen Musiker Ouantz kennen, der nach Berlin
kommen mußte, um ihm Unterricht im Flötenspiel zu erteilen. (Eine
Neigung zur Sparsamkeit besaß er ganz und gar nicht, sondern er gab
gern Geld aus. So entstand allmählich ein großer Gegensatz zwischen
Vater und Sohn. Jener glaubte, er könne Friedrich mit Strenge zwingen
und behandelte ihn daher mit der größten chärte.
2. Dev Fluchtversuch. Friedrich saßte nun den Entschluß, sich
dieser unangenehmen Lage durch die Flucht zu entziehen. Bls er einst
seinen Vater auf einer Reise begleitete, ließ er sich in der Gegend von,
Heidelberg heimlich Pferde vorführen, uni zu entfliehen; aber er wurde
auf Befehl des Königs aufgehalten. Dieser ließ ihn sogleich scharf
bewachen und zu Schiff nach Wesel führen, wo er zum ersten Male
verhört wurde. Bls Friedrich dein Könige dreist antwortete, soll dieser
so wütend geworden sein, daß er ihn mit seinem Degen durchbohren
wollte. Später kam der Kronprinz auf die Festung Rüst rin, und ein
Kriegsgericht wurde zusammengerufen, das über ihn und seine Ber¬
trauten, die von den: Fluchtplan gewußt hatten, das Urteil wegen
Fahnenflucht sprechen sollte. Die Offiziere aber, die das Kriegsgericht
bildeten, erklärten, sie seien nicht befugt, den Kronprinzen zu richten.
Friedrichs Freund, der Leutnant von Katte, der um alle Einzelheiten
der Flucht wußte, wurde zu lebenslänglicher Festungshaft verurteilt. Der
König aber verhängte über ihn die Todesstrafe, und der Unglückliche
wurde vor den Fenstern Friedrichs enthauptet.
3. Friedrich in Küstvin und Rheinsberg. Friedrich durfte
nun vorläufig dem Vater uicht unter die Bugen treten, sondern er mußte
auf der Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin arbeiten, Hier erhielt
er Unterricht in Handels- und Polizeisachen und in der Landwirtschaft.
Er mußte mit hinaus auf die Güter, um zu sehen, wie man die Äcker
bestellte und die Viehzucht betrieb. Bei seinem scharfen verstände er¬
faßte er alles schnell, und bald erwachte in ihm die Liebe zur Brbeit.
Der König erhielt fortgesetzt günstige Berichte über seinen Sohn, und
allmählich traten sich beide wieder näher. Nach einem Jahre war die
Bussöhnung beendet, und der Kronprinz durfte Küstrin verlassen.
Bus den Wunsch seines Vaters vermählte er sich mit der Prinzessin
Elisabeth Thristine von Braunschweig-Bevern und wurde Oberst eines
Regiments, das in Ruppin in Garnison stand. Der König schenkte ihm
das Schloß Rh ein s b erg bei Ruppin, und hier verlebte Friedrich die
schönsten s)ahre seiwes Lebens. Er widmete sich seinen: Regiments und
sammelte einen Kreis von gleichgesinnten Freunden um sich, mit denen
er geistreiche Gespräche führte, Hier schrieb er auch mehrere Schriften.
Sn einer derselben entwickelte er seine Bnsichten über die Bufgabe des
Fürsten und zeigte, daß derselbe der erste Diener seines Volkes sein müsse