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Granitfelsen vorüber, rauscht die Spree dem tiefer gelegenen Norden
zu. Zahlreiche rauchende Schornsteine ragen aus diesem Tale empor
und verkünden uns, daß sich gewerbfleißige Menschen an ihren Ufern
niedergelassen haben. Auf hoher Steinbrücke braust der Eisenbahn¬
zug über sie hinweg.
Weit über das Stadtbild hinaus breitet sich bis an den Horizont
die weite, blaue Ebene aus. Wie ein fernes Meer erscheint unseren
Blicken die gleichmäßige Farbe der Heidewälder, in die, gleich
glitzernden Edelsteinen, die Spiegel der Teiche gefügt sind. Spärlicher
ragen dort die Kirchtürme und Schornsteine auf, aber das weiße,
dahinziehende Dampfwölkchen verrät uns, daß auch in jene ent¬
legenen Gegenden die Eisenbahn ihren Weg gefunden hat.
Nach Westen, Osten und Süden bietet sich unseren Blicken ein
völlig anderes Bild. Hier reiht sich Hügel an Hügel, Berg an Berg.
Dunkelgrüne Tannen- und Fichtenwälder ziehen sich die Abhänge
hinan bis zu den sanft gewölbten Kuppen oder langgestreckten Berg¬
rücken. Nur selten unterbricht das lichtere Grün der Buchen oder
Lärchen die gleichmäßige Färbung des Bergwaldes. Aussichtstürme
schauen von mehreren Gipfeln zu uns herüber und verkünden, daß
in der Lausitz ein Volk wohnt, das ein Herz hat für die Schönheit
der heimatlichen Natur. Breite Täler trennen die Bergzüge. Wo nur
irgend möglich, hat auch hier der Wald dem Pfluge weichen müssen.
Soweit das Auge der Richtung des Tales zu folgen vermag, reiht sich
ein Haus an das andere. Nur ragende Kirchtürme sagen uns, daß
die Ortschaften gewechselt haben. Doch ist in diesen langgedehnten
Dörfern Ackerbau nicht der einzige Erwerb der Bewohner. Große
Fabrikgebäude mit langen Fensterreihen wechseln mit kleinen, aber
sauberen Häuschen, deren graublaue Schieferdächer, bunte Fenster¬
laden und wohlgepflegte Gärtchen vom Fleiß und Wohlstand der
Bewohner zeugen. Straßen und Eisenbahnen überziehen wie ein Netz
die Täler des Berglandes und lassen uns erkennen, daß auch hinter
den Bergzügen, die sich bis zum Horizonte hintereinander reihen
und in deren Täler unser Blick nicht zu dringen vermag, gewerb¬
smäßige Menschen wohnen. Fr. Wilhelm.
115. Der Reichtum des Lausitzer Hügellandes.
Cs ist Sommer. Wir wandern nach einem Dorfe. Unser Weg führt
uns die wohlgepflegte Landstraße entlang. Rechts und links stehen herr¬
liche äpfel- oder Birnbäume, Linden oder Roßkastanien. Wogende Getreide¬
felder breiten sich zu beiden Seiten aus. Da ein Roggenfeld. Lange ähren
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