Object: Die neueste Zeit (Band 4)

00 Deutschland. Wirren in Braunschweig. 
gelegt. Rußlands Blicke waren auf Konstannnopel und die Dar¬ 
danellen gerichtet, und in der Moldau und Wallachei war der 
Einfluß dieser Großmacht schon bedeutender, als die fast nur 
dem Namen nach bestehende Oberhoheit des Sultans. Der 
russische Kaiser war der Schutzherr der beiden Fürstentümer; er 
bestätigte die Wahl der Hospodare. Auch in Serbien, wel¬ 
ches durch Czerny Georg 1806 die türkische Herrschaft ab¬ 
geschüttelt, und nach abermaliger Unterdrückung, durch Milo sch 
Obreu owitsch die Unabhängigkeit wiedergewonnen hatte, 
machten sich bei den vorkommenden Unruhen die Bestrebungen 
Rußlands bemerkbar. 
8. Deutschland von der Inlirevolution bis zur Februar¬ 
revolution (1830 — 1848)*). 
Bei der liefen Verstimmung, welche die durch den Wiener 
Kongreß in Deutschland geschaffenen und durch die „Wiener 
Schlußakte" besiegelten Zustände bei allen denen hervorgerufen, 
die sich mit der Hoffnung auf eine ganz andere Neugestaltung 
der vaterländischen Verhältnisse getragen, konnte die französische 
Julirevolution um so weniger verfehlen, auch in Deutschland zu 
aufrührerischen Bewegungen Veranlassung zu geben, als der über¬ 
raschend schnelle Verlauf des Pariser Aufstandes und fein voll¬ 
ständiges Gelingen bestechend wirkte und dadurch zur Nachahmung 
reizte. Indessen kam es zu ernsteren Ereignissen zunächst nur 
in denjenigen Staaten, in welchen eine wirkliche Mißregieruug 
P gegründeten Klagen Veranlassung gab oder herrschende Mi߬ 
stände besondere Unzufriedenheit erweckt hatten. 
In Braunschweig hatte sich der Herzog Karl, der äl¬ 
teste Sohn des bei Quatrebras gefallenen Herzogs Wilhelm, 
nachdem er im Jahre 1823 in seinem 19. Jahre die Regierung 
angetreten, die bis dahin namens seines Oheims und Vormun¬ 
des, Georgs IV. von England, durch den Minister Schmidt- 
Phiseldek geführt worden, durch Willkür und Gewaltthätig¬ 
keit im höchsten Grade mißliebig gemacht, so daß die Stände 
Veranlassung gehabt, bei dem deutschen Bnnde Klage zu erheben. 
Auch hatte er in einem am 10. Mai 1827 erlassenen Edikt die 
größten Beleidigungen gegen den König Georg IV. geschleudert, 
den er beschuldigte, die Zeit feiner Vormundschaft über Gebühr 
ausgedehnt zu haben. Statt nun der Aufforderung des Bundes zu 
1) Dieser Abschnitt ist, gekürzt, der vorzüglichen „W el t g esck i chte 
von Holzwarth" entnommen, die soeben in 2. Aufl. erscheinend, es 
verdient, in jeder katholischen Familie heimisch zu werden.
	        
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