Full text: Lese- und Lehrbuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und andere gewerbliche Lehranstalten

O. Rohstoffe aus dem Mineralreiche. 
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wie wir gesehen haben, auch der durch Sand, Kalk und Eisen ver— 
unreinigte Ton gehört. Der noch stärker mit diesen Stoffen vermengte 
Lehm und der erdige Mergel sind im Grunde auch nichts anderes 
als unreine Tonarten. m 
2. Von allen Tonarten ist aber der Töpferton der wichtigste. 
Je nach der Menge der beigemischten Bestandteile ist er meht oder 
weniger bildsam. Das im Ton enhaltene Eisen bedingt seine Farbe. 
Es gibt grauen, gelben, braunen und schwarzen Ton. Da der Ton 
durch Wasser knethar wird, bildet er eine wertoblle Modelliermasse für 
den Bildhauer. Seine Fähigkeit, sich brennen zu lassen und dadurch 
hart zu werden, macht ihn für die Töpferei oder Keramik brauchbar. 
Einige Tonarten schmelzen bei großer Hitze und verglasen teilweise, 
wie das Kaolin oder die Porzellanerde, während andere, wie z. B. 
der sehr bildsame Pfeifenton, feuerbeständig sind. Dementsprechend 
teilt man auch die Erzeugnisse der Töpferei in poröse und dichte ein. 
Bei den letzteren ist die zusammengesinterte Masse glasartig, durch— 
scheinend und für Wasser undurchlässig geworden. Man zählt zu diesen 
Tonwaren das echte Porzellan, das Steingut und das Steinzeug. 
Die porösen Tonwaren bleiben dagegen in der Ofenhitze locker und 
erdig und lassen Wasser durchsickern. Man gibt ihnen deshalb meist 
einen Überzug von glasartiger Masse, die Glasur, die das Durch— 
dringen des Wassers verhindert. Zu diesen Erzeugnissen gehören die 
gewöhnlichen irdenen Geschirre und die Fayence. 
3. Die Kunst des Töpfers ist sehr alt. In vorgeschichtlicher 
Zeit schon formte man ungebrannte und gebrannte ürnen und Krüge. 
Die Töpferscheibe, die man zum Drehen der runden Gefäßformen braucht, 
kommt schon auf Jahrtausende alten Wandgemälden in Ägypten vor, 
wo die Töpferei bereits 1500 Jahre vor Christo in Blüte stand. 
Schon früh lernte man, die Tongefäße durch mannigfaltige Formen, 
durch eingeritzte oder eingedrückte, aufgemalte oder gar plastisch auf— 
getragene Verzierungen wechselvoll und eigenartig zu gestalten. 
Später entwickelte sich die Topferei in Griechenland zur Kunst. 
Die noch in unseren Tagen wegen ihrer edlen Formen bewunderten 
griechischen Vasen waren meist mit Figuren geschmuͤckt, die durch 
schwarzen Firnis hervorgebracht wurden. Später waͤren es mohamme⸗ 
danische Volker, welche die Topferei als Kunst betrieben. In Spamen, 
das sie damals in Besitz hatten, bedeckten sie nicht nur die Wände 
ihrer Paläste und Gotteshäuser mit buntglasierten Fliesen, sondern sie 
stellten auch kostbare reichgeschmückte Gefaße her, die noch heute be— 
wundert werden. Man nennt solche Töpferware Fayence oder Halb— 
porzellan. Es ist ein irdenes, mit einer Glasur überzogenes Erzeugnis, 
das sich damals durch besondere Schönheit und Mannigfaltigkeit der 
Formen, Farben, Glasuren und Verzierungen auszeichnete. Gegen 
Ausgang des 13 Jahrhunderts erfand man in Deutschland die Blei— 
glasur ünd gah, da sie durchsichtig war, den Geschirren bor der Glasur 
einen weißen uͤberzug durch Angießen. Im 15. Jahrhundert wurde 
von den Mauren die Zinnglasuͤr eingesuͤhrt Gleichzeiig kamdie
	        
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