Full text: Lese- und Lehrbuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und andere gewerbliche Lehranstalten

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IV. Die Rohstoffe des Gewerbes und ihre Verarbeitung. 
tragfähig. Besser sind die Hohl- oder Lochsteine, die von Kanälen 
durchquert werden und nur 1,5—2,5 em slarke Wandungen haben. 
Solche Steine erfordern wenig Material, sind leichter zu brennen und 
liefern ein leichtes, trockenes, warmhaltendes Mauerwerk. Verschiedene 
Formen von Dachziegeln müssen hier ebenfalls genannt werden, 
nämlich glatte, wie Dachplatten, Flachziegel, Biberschwänze u. a., und 
gebogene, wie die First- und 8-Ziegel und die Falzziegel. Werden die 
Steine beim Brennen so stark erhitzt, daß der im Lehm enthaltene 
Sand und Kalk schmelzen und den Stein verglasen, so entstehen die 
Klinker, die man besonders gut aus dem Ton in Holland, Ostfries— 
land, Oldenburg und Holstein herstellt. Sehr hart, meist etwas ver— 
zogen, von gelber, braunroter oder grauer Farbe, unterscheiden sie sich 
auch durch ihre geringere Größe von gewöhnlichen Mauersteinen. Sie 
eignen sich vorzüglich zum Pflastern und zu Wasserbauten. Aus sorg— 
fältig vorbereitetem Lehm hergestellte Steine mit genaueren Formen 
und glatten Flächen heißen Verblendsteine. Sie können auch durch 
Mineralien, die man in den Ofen einführt und schmelzen läßt, mit 
farbigen Glasuren überzogen werden. Steine von verschiedenen Formen, 
die man zu Gesimsen, Fenster- und Türeinfassungen benutzt, heißen 
Form- oder Profilsteine. Künstlerisch ausgebildete Ziegelwaren, die 
man zu ornamentalem Schmucke verwendet, nennt man Terrakotten. 
Auch Fliesen und Ofenkacheln zählt man wohl zu den gebrannten 
Steinen. Nach Dr. Glinzer u. a. 
176. Kalk, Gips und Zement. 
1. Sollen die beim Bau aufeinander geschichteten Steinmassen 
unverrückbar zusammenhängen und dem Eigendrucke der Massen, dem 
Wind-⸗ und Schneedrucke genügend Widerstand leisten, so ist es un— 
bedingt erforderlich, daß man sich zu ihrer Vereinigung eines Binde— 
mittels bedient. Nur selten wird es angehen, glait behauene Steine 
mit wagerechten Flächen ohne ein solches mit genügender Sicherheit 
aufeinander zu schichten; auch eiserne Klammern, mit denen man sie 
verbindet, würden nicht immer ausreichen. Deshalb verwandte man 
schon in den ältesten Zeiten den Mörtel. Unter Mörtel versteht man 
Stoffe, welche, in feuchtem Zustande zwischen die Steine gebracht, zu— 
nächst an diesen haften, aber nach längerer oder kürzerer Zeit durch 
physikalische Vorgänge, (Druck, Verdunstung) und chemische Veraänderungen 
exhärten. Die ältesten aus künstlichen Steinen aufgemauerten Bauten 
Agyptens und Babyloniens zeigen bereits die Anwendung des Mörtels. 
Man verwandte schon damals einen Kalkbrei, der mit Sand oder 
anderen Zusätzen gemengt war. Seine guten Eigenschaften lassen den 
Kalk zu dem bezeichneten Dienste hervorragend tauglich erscheinen. Der 
Kalk ist ein in der Natur ungemein verbreiteter Körper. Aus der Erde 
gebrochen, wo er in mächtigen ausgedehnten Lagern vorkommt, nennt 
man ihn Steinkalk, aus dem Geschiebe vieler Flüsse ausgelesen, Lesekalk. 
An der Meeresküste gewinnt man ihn auch aus gebrannten Muscheln.
	        
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