0. Rohstoffe aus dem Mineralreiche.
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später der Zement mit Wasser angerührt, so vollzieht auch der übrige
Kalk diese Verbindung, und damit erhärtet der Zement. Wo immer
jene kalkhaltigen Tone sich fanden, da wurde nunmehr auch Zement
gebrannt. Zuͤgleich versuchte man, künstliche Gemische mit derselben
Eigenschaft zu erlangen, und der erste, dem dies glückte, war Aspdin
in Leeds, welcher 1824 den Portlandzement erfand. Man erhält ihn
aus einem auf feuchtem Wege hergestellten Gemische von kohlensaurem
Kalk mit Ton durch Brennen bis zur Weißglut. Da das Gemisch
sehr innig sein muß, so muß man den Kalt ans der Kreide oder ähn—
lichem weichen Material entnehmen. Der Ton muß vor dem Mischen
durch Schlämmen von seinem Sandgehalte befreit werden. Dies ist
jetzt noch die geschätzteste unter allen Zementarten. In Deutschland,
wo 1850 die erste Zementfabrik in Slellin gebaut wurde, hat die
Zementfabrikation in den lehten Jahren einen bedeutenden Aufschwung
genommen. Ein großes Verdienst au diefer Entwickelung gebührt dem
Vereine Deutscher Portlandzement-⸗Fabrikanten, der dafür gewirkt hat,
daß die deutsche Zementindustrie nur gute Ware liefert und aus diefem
Grunde in Deutschland und im Auslande das beste Ansehen genießt.
Das Ausland ist denn auch ein bedeutender Abnehmer deutscher
Zemente. Im Jahre 1895 wurden 4111 Millionen Doppelzentner
Zement nach dem Äuslande verfrachtet, hauptsächlich überseeisch; 21
Millionen Doppelzentner gingen allein nach den Vereinigten Staaten.
Seitdem ist die Ausfuhr noch bedeutend gestiegen. Wenn man bedenkt,
daß der ausgeführte Zement immer erst die Hälfte der gesamten Pro—
duktion ausmacht, so kann man sich den Verbrauch so ungeheurer
Mengen Zement nur durch die mannigfaltigen Verwendungsarten er—
klären. Man braucht ihn nicht nur als Mortel dei Land und Wasser—
bauten, sondern auch zur Herstellung von architektonischen Verzierungen
und mit Sandgemenge zur Fabrikaton von künstlichen Steinen, Planen
und Röhren, von Kristallisierungsgefäßen in chemischen Fabriken, von
Sammelbecken für die Sole in den Salinen, von Gär⸗ und Lager—
fässern für Wein und von Behältern zur Aufbewahrung von Ol und
anderen Flüssigkeiten. Nach Wolf, Samler, Glinzer u. a.
177. Das Kochsalz.
1. Hängt man ein Stückchen Natrium längere Zeit in einem ver—
schlossenen Glase auf, das man zuvor mit Chlordämpfen gefüllt hat,
so verschwinden diese Dämpfe allmählich, weil fie sich mit dem Natrium
verbinden. Dieses wird dadurch seines Glanzes und seiner Festigkeit
beraubt und in ein weißes Salz umgewandeli, das weder die Eigen⸗
schaften eines Metalls, noch die des giftigen Chlors aufweist. Es ist
Kochsalz entstanden. Da das Natrium ein sehr teures Metall ist und
die Herstellung des Chlorgases nicht ohne Umstände von statten geht,
so ist es ein wahres Gluck für die Menschheit, daß der Schöpfer das
Salz in großen Mengen in der Werkflatt der Nauur fertig gestellt hat,
so daß wir es nur aufzunehmen und zu benutzen brauchen. Ja, es