488 VI. Das Gewerbe im Weltverkehr, im Ausland und im Vaterlande.
Kraft. Wessen Auge sie einmal geschaut, wird sie sein Lebtag nicht
vergessen. Der untere Teil des Soͤckels zeigt uns, wie der alte Vater
Rhein der jugendlichen Mosel, der neuen Grenzwächterin des Reiches,
das Wachthorn übergibt; dann erheben sich zu beiden Seiten der Krieg,
ein feuriger Jüngling, die Drommete schmetternd, und der Friede,
eine ruhig schreitende Figur mit Palmenzweig und Füllhorn. Zwischen
ihnen breitet sich das große Hauptrelief, die ‚Wacht am Rhein“ aus;
in der Mitte sehen wir den kaiserlichen Feldherrn zu Pferde, um ihn
geschart Fürsten, Heerführer und Krieger. Darunter steht der volle
Text unseres Nationalliedes, mit den groß hervortretenden Schluß—
poclen: Lieb Vaterland, magst ruhig sein; fest steht und treu die
Wacht am Rhein!“ In gleicher Höhe sind die beiden großen Seiten—
eliefs angebracht, rechts den Auszug der Krieger, links ihre Heimkehr
darstellend. In der Mitte der Vorderseite schwebt der Reichsadler, um—
kräuzt von den Wappen der deutschen Staaten, darüber steht das Eiserne
Kreuz und über diesem die Widmung: „Zum Andenken an die einmütige,
siegreiche Erhebung des deutschen Voͤlkes und die Wiederaufrichtung des
Deutschen Reiches 187071.“ — Am 28. September 1883 weihte
Kaiser Wilhelm J. umgeben von den Großen des Reiches, von seinen
Ratgebern und Feldherren, von zahllosen Vertretern des Volkes, das
Denmal „den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur An—⸗
erkennung, den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung.“
¶ ber dem deutschen Volke genügte es nicht, dem neuerstandenen
Reiche dieses Gedächtnismal aufgerichtet zu haben; es wollte auch den
ehren, in dessen hoher Heldengestalt sich des Reiches Herrlichkeit ver—
körperte, seinen Kaiser Wilhelm den Großen. Von all den Stand—
hildern, die geschaffen wurden, verdienen drei vor allen den Namen
„Nationaldenkmäler“: das Kaiser Wilhelmdenkmal auf dem Kyff—
häuser, das an der westfälischen Pforte und das beim Königlichen
Schlosse in Berlin. — Der Kyffhäuser, dessen Haupt gleich einem
elllen Lorbeerkranze bisher nur die Trümmer einer kaiserlichen
Burg trug, die vom Glanze des alten Reiches und seinem Niedergang
erzählten, der Kyffhäuser, in dessen Schoße der alte Barbarossa Jahr⸗
hundertelang der Herrlichkeit des wiedererstandenen, neuen deutschen
Reiches entgegenschlummerte, er trägt das erste dieser drei National—
denkmäler. Der Bund der deutschen Krieger hat es seinem Kaiser er—
richtet. Auf einer gewaltigen, 300 Fuß breiten Terrasse erhebt sich
der vom Architekten Bruno Schmitz in Berlin entworfene stattliche
Bau. Durch drei mächtige Hallen gelangt man in den Burghof, in
welchem der Hohenstaufenkaiser, von Nikolaus Geiger in Stein
gebildet, der alte Barbarossa, thront. Hoch über ihm reitet aus der
Nische eines gewaltigen Turmes „Barbablanca“, der Hohenzoller, der
die Jahrhundert alten Träume unseres Volkes wahr machte. Dem
Bildhauͤer Emil Hundrieser in Charlottenburg gebührt das Verdienst,
dieses Standbild geschaffen zu haben. Groß und herrlich, ein Sinn—
bild deutscher Macht und Herrlichkeit, so reitet der Kaiser ins Land
hinaus, und wir glauben es zu hören, daß