Full text: Lesebuch für Fortbildungsschulen auf dem Lande und in kleineren Städten

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Maximilian J. im Jahre 1507 ein Gesetz, nach dem innerhalb eines 
Kreises von 15 Meilen kein Jahrmarkt, keine Messe oder Niederlage 
gehalten werden durfte, ja, daß alle in diesem Umkreise erzeugten Waren 
zuerst nach Leipzig gebracht und hier drei Tage lang feilgeboten werden 
mußten, ehe sie anderswo verkauft werden durften. Naumburg, das da— 
durch sein Meßrecht verlor, es aber mit Hilfe der Bischöfe weiter aus— 
zuüben suchte, kam gegen Leipzig nicht auf, da schließlich auf Ansuchen 
des Leipziger Magistrats sogar der Papst Leo X. bestimmte, daß mit 
dem Kirchenbanne belegt werden sollte, wer gegen das kaiserliche Gebot 
handeln würde. Durch dieses Stapelrecht hob sich Leipzigs Handel ganz 
gewaltig, und die Höfe und Geschäftshäuser steckten zur Zeit der Messen 
so voll Waren, daß oft kein Platz mehr für neu ankommende Güter 
vorhanden war. 
Als im Mittelalter, namentlich in der „kaiserlosen, schrecklichen Zeit“, 
die Landstraßen durch die Raubritter unsicher gemacht und die Kaufleute 
abgehalten wurden, ihre Waren öffentlich nach den Handelsstädten zu 
bringen, litt natürlich auch Leipzig darunter. Aber auch hier half ein 
gütiger Fürst, nämlich Dietrich von Landsberg, der Sohn Heinrichs des 
Erlauchten, durch einen Gnaden- und Freibrief, in dem allen Kaufleuten 
zugesichert wurde, daß niemand das Recht haben sollte, sie zu bedrücken 
oder ihre Güter mit Beschlag zu belegen. 
Die Erfindung der Buchdruckerkunst brachte der Stadt insofern 
Nutzen, als um das Jahr 1485 eine Buchdruckerei errichtet wurde. Bald 
entstanden neue derartige Anstalten, und heute wird es wohl keine Stadt 
geben, die soviel Buchdruckereien aufweisen könnte wie Leipzig. Dadurch 
wurde es aber auch für den Buchhandel wichtig, und schon im 18. Jahr⸗ 
hundert hatte es die Stadt Frankfurt am Main, die früher für den 
deutschen Buchhandel tonangebend gewesen war, überflügelt. Jetzt ist 
Leipzig der Mittelpunkt des gesamten deutschen Buchhandels und ein 
Hauptplatz des Musikalienhandels. Seine 300 Verlagsbuchhandlungen 
bringen einen sehr großen Teil der literarischen Erzeugnisse Deutschlands 
auf den Markt, und anderwärts verlegte Bücher fließen in die Bücherlager 
der 90 „Kommissionäre“, die im Jahre 1905 11247 Firmen vertraten, 
hier zusammen und werden durch diese in alle Welt versandt. Alljährlich zu 
Ostern ist die Buchhändlermesse, welche für den deutschen Büchermarkt eine 
hervorragende Bedeutung hat. Das neue, große und schöne Buchhändlerhaus, 
in welchem die Versammlungen der Buchhändler abgehalten werden, gibt 
deutliches Zeugnis von der Blüte des Leipziger Buchhandels, ebenso das 
Buchgewerbemuseum mit seinen kostbaren und sehenswerten Bücherschätzen. 
Mit dem ersten Büchermarkte im Jahre 1615 wurde zugleich auch 
ein Wollmarkt in Leipzig eröffnet, der seitdem alljährlich abgehalten wird. 
Wenn irgend eine neue Ware in der Welt bekannt werden sollte, 
so brauchte sie nur zu den Messen nach Leipzig gebracht zu werden. 
Händler aus allen Weltteilen kamen herzu, sahen die Neuheiten und 
kauften sie, wenn sie ihnen gefielen. So wurde Leipzig für die Gewerb— 
tätigkeit Deutschlands eine willkommene Vermittlerin. Als die wegen
	        
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