213
—
Maximilian J. im Jahre 1507 ein Gesetz, nach dem innerhalb eines
Kreises von 15 Meilen kein Jahrmarkt, keine Messe oder Niederlage
gehalten werden durfte, ja, daß alle in diesem Umkreise erzeugten Waren
zuerst nach Leipzig gebracht und hier drei Tage lang feilgeboten werden
mußten, ehe sie anderswo verkauft werden durften. Naumburg, das da—
durch sein Meßrecht verlor, es aber mit Hilfe der Bischöfe weiter aus—
zuüben suchte, kam gegen Leipzig nicht auf, da schließlich auf Ansuchen
des Leipziger Magistrats sogar der Papst Leo X. bestimmte, daß mit
dem Kirchenbanne belegt werden sollte, wer gegen das kaiserliche Gebot
handeln würde. Durch dieses Stapelrecht hob sich Leipzigs Handel ganz
gewaltig, und die Höfe und Geschäftshäuser steckten zur Zeit der Messen
so voll Waren, daß oft kein Platz mehr für neu ankommende Güter
vorhanden war.
Als im Mittelalter, namentlich in der „kaiserlosen, schrecklichen Zeit“,
die Landstraßen durch die Raubritter unsicher gemacht und die Kaufleute
abgehalten wurden, ihre Waren öffentlich nach den Handelsstädten zu
bringen, litt natürlich auch Leipzig darunter. Aber auch hier half ein
gütiger Fürst, nämlich Dietrich von Landsberg, der Sohn Heinrichs des
Erlauchten, durch einen Gnaden- und Freibrief, in dem allen Kaufleuten
zugesichert wurde, daß niemand das Recht haben sollte, sie zu bedrücken
oder ihre Güter mit Beschlag zu belegen.
Die Erfindung der Buchdruckerkunst brachte der Stadt insofern
Nutzen, als um das Jahr 1485 eine Buchdruckerei errichtet wurde. Bald
entstanden neue derartige Anstalten, und heute wird es wohl keine Stadt
geben, die soviel Buchdruckereien aufweisen könnte wie Leipzig. Dadurch
wurde es aber auch für den Buchhandel wichtig, und schon im 18. Jahr⸗
hundert hatte es die Stadt Frankfurt am Main, die früher für den
deutschen Buchhandel tonangebend gewesen war, überflügelt. Jetzt ist
Leipzig der Mittelpunkt des gesamten deutschen Buchhandels und ein
Hauptplatz des Musikalienhandels. Seine 300 Verlagsbuchhandlungen
bringen einen sehr großen Teil der literarischen Erzeugnisse Deutschlands
auf den Markt, und anderwärts verlegte Bücher fließen in die Bücherlager
der 90 „Kommissionäre“, die im Jahre 1905 11247 Firmen vertraten,
hier zusammen und werden durch diese in alle Welt versandt. Alljährlich zu
Ostern ist die Buchhändlermesse, welche für den deutschen Büchermarkt eine
hervorragende Bedeutung hat. Das neue, große und schöne Buchhändlerhaus,
in welchem die Versammlungen der Buchhändler abgehalten werden, gibt
deutliches Zeugnis von der Blüte des Leipziger Buchhandels, ebenso das
Buchgewerbemuseum mit seinen kostbaren und sehenswerten Bücherschätzen.
Mit dem ersten Büchermarkte im Jahre 1615 wurde zugleich auch
ein Wollmarkt in Leipzig eröffnet, der seitdem alljährlich abgehalten wird.
Wenn irgend eine neue Ware in der Welt bekannt werden sollte,
so brauchte sie nur zu den Messen nach Leipzig gebracht zu werden.
Händler aus allen Weltteilen kamen herzu, sahen die Neuheiten und
kauften sie, wenn sie ihnen gefielen. So wurde Leipzig für die Gewerb—
tätigkeit Deutschlands eine willkommene Vermittlerin. Als die wegen