Full text: Lesebuch für landwirtschaftliche Schulen und ländliche Fortbildungsschulen sowie zur Unterhaltung und Belehrung angehender Landwirte

Gedichte, Erzählungen und Betrachtungen. 
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Die Züge des Priesters erkennt er schnell, 
Und verbirgt der Thränen stürzenden Quoell 
In des Mantels purpurnen Falten. 
Und alles blickte den Raiser an, 
Und erkannte den Grafen, der das gethan, 
Und verehrte das göttliche Walten. 
Anmerkung: Tschudi, der uns diess Anekdote überliefert hat, erzuhblt 
aueh, dass der Priester, dem dieses mit dem Grafen von Habsburg begegnet, 
nachber Kaplan bei dem Kurfürsten von Mainz geworden und nieht wenig 
dazu beigetragen habe, bei der nächsten Kaiserwahl, die auf das grosse Inter- 
regnum erfolgte, die Gedanken des Kurfürsten auf den Grafen von Habsburg 
zu riehten. — Für die, welehe die Gecelichte jener Zeit kennen, bemerke ieb 
noeh, dass ieh reeht, gut Woeios, dass Böhmen sein Erzamt bei Rudolfs Kaiser— 
Krönung nicht ausübte. 
Gehiller.) 
121. Der Wanderer in der Sägmühle. 
Dort unten in der Mühle 
Saß ich in süßer Ruh 
Und sah dem Räderspiele 
Und sah den Wassern zu. 
Sah zu der blanken Säge, 
Es war mir wie ein Traum, 
Die bahnte lange Wege 
In einen Tannenbaum. 
Die Tanne war wie lebend; 
In Trauermelodie, 
Durch alle Fasern bebend 
Sang diese Worte sie: 
„Du kehrst zur rechten Stunde, 
O Wanderer hier ein, 
Du bist's, für den die Wunde 
Mir dringt ins Herz hinein. 
Du bist's, für den wird werden, 
Wenn kurz gewandert du, 
Dies Holz im Schoß der Erden 
Ein Schrein zur längen Ruh.“ 
Vier Bretter sah ich fallen, 
Mir wards ums Herze schwer, 
Ein Wörtlein wollt ich lallen, 
Da ging das Rad nicht mehr. 
(Justinus Kerner.) 
122. Bei dem Grabe meines Valers. 
Friede sei um diesen Grabstein her! 
Sanfter Friede Gottes! Ach, sie 
haben 
Einen guten Mann begraben, 
Und mir war er mehr. 
Träufte mir von Segen, dieser Mann, 
Wie ein milder Stern aus bessern 
Welten! 
Und ich kann's ihm nicht vergelten, 
Was er mir gethan. 
Er entschlief; sie gruben ihn hier ein, 
Leiser, süßer Trost, von Gott ge— 
geben, 
Und ein Ahnen von dem ew'gen Leben 
Düft' um sein Gebein. 
Bis ihn Jesus Christus, groß und hehr, 
Freundlich wird erwecken! — Ach, 
sie haben 
Einen guten Mann begraben, 
Und mir war er mehr. 
(Claudius.)
	        
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