Full text: Lesebuch für landwirtschaftliche Schulen und ländliche Fortbildungsschulen sowie zur Unterhaltung und Belehrung angehender Landwirte

Der Pflug. 
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Mit der Anwendung des Pfluges beginnt erst die eigentliche Boden— 
bearbeitung im großen und mit dieser die Civilisation selbst. Bei allen 
ügerbauenden Voͤlkern ward daher der Pflug stets hoch in Ehren gehalten, 
in Dichtungen gepriesen und als Sinnbild der Herrschaft über das Erdreich 
anerkannt. 
Von der Erfindung des Pfluges liegen keine bestimmten Anhaltspunkte 
vor. Auf altägyptischen Denkmälern sehen wir ihn in Form eines ge— 
krümmten Baumastes, an dessen hinterm Ende ein schräg gestellter Stab 
eingesteckt, und vorne eine Zugvorrichtung angebracht ist. 
Die Griechen schrieben die Erfindung des Pfluges der Demeter 
(Ceres), der allernährenden Mutter, zu. 
Die Römer sollen die Kunst des Pflügens von dem Aufwühlen der 
Erde durch die Schweine gelernt und ihren Pflug dem Schweinskopfe nach— 
gebildet haben. Bei der Gründung von Städten bildeten sie mit einem 
Pfluge, welchen ein Ochse und eine Kuh zogen, die Mauerfurche. In China 
führt der Kaiser an einem von den Sterndeutern hiezu bestimmten Tage 
den Pflug zu Ehren des Ackerbaues. Kaiser Joseph II. erwies dem Pfluge 
gleiche Ehre in einer Zeit, in welcher es bei vielen noch als Schande galt, sich 
Um die Wirtschaftung des eigenen Gutes selbst zu bekümmern. (1. Teil, 48.) 
Die Bestandteile des Pfluges sind: 
1. die Sohle, welche bei der Arbeit auf dem Grunde der Furche 
gleitet; ihre Spitze heißt Haupt, das hintere Ende Ferse; 
2. der Grindel oder Pflugbaum, welcher meist der Sohle parallel 
angebracht wird, und in seinem Vorderteil zur Anbringung der Zug— 
kraft dient; 
3. die Griessäule; sie dient zur Verbindung der Sohle mit dem 
Grindel; 
4. die Sterze, d. h. die Handhabe, mittelst welcher der Pflug ge— 
lenkt wird. An der Griessäule, seitlich befestigt, liegt das Streichbrett, 
und vorne ist das Schar oder Pflugeisen angebracht. Dieses soll 
den Erdstreifen wagrecht abschneiden und auf schiefer Fläche emporheben 
lassen. Das Sech oder Pflugmesser ist vom Grindel nach der Schar— 
spitze zugestellt und muß den Erdstreifen senkrecht durchschneiden. 
Das Streichbrett bildet die Verlängerung des Schars und dient 
dazu, die Erde noch höher zu heben und schließlich umzuwenden. 
Nach der vorhandenen oder fehlenden Unterstützung des Grindels werden 
die Pflüge eingeteilt in: a. Schwingpflüge ohne jede Stütze; b. Stelz— 
pflüge mit einer Stelze oder einem Schuh als Stütze des Vordergrindels; 
4. Räderpflüge. Ein Pflug mit Rädergestell geht stetiger als ein 
Stelz⸗ oder Schwingpflug, bedarf daher eines weniger geschickten Führers 
und macht bessere Arbeit, wenn Steine und Wurzeln 2c. den gleichmäßigen 
Gang hindern, dagegen sind Pflüge mit Rädergestell auch teurer und erfordern 
mehr Zugkraft.
	        
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