97 —
45. Weibliche Einwanderer.
Eine fleißige und tüchtige Bevölkerung ist das eigentliche Kapital
mes Landes. Der beste Boden mit keinen oder nichtsnutzigen Be—
vwohnern hat keinen Wert. Die Regierung von Queensland befördert
daher die Einwanderung junger und fleißiger Leute in jeder Weise,
jumeist aber die von jungen Mädchen, da natürlich die einzelnen
männlichen Einwanderer an Zahl weitaus vorwiegen. Die Einrichtungen,
un rechtschaffene Mädchen aus dem Mutterlande herüberzubringen, sind
vorzüglich, die Regierung gewährt solchen freie Überfahrt und jedes
der Monatsdampfboote befördert 80—100 nach dem neuen Vaterlande.
Der Kolonist, welcher einer Magd bedarf, oder noch häufiger, der eine
Verwandte aus Europa nachkommen läßt, wendet sich an das Ein—
banderungsamt in Brisbane und erlegt zwei Pfund Sterling — 40 M.,
belche dem betreffenden Mädchen nach England gesendet werden zum
Unschaffen der Reiseausrüstung. Für die Überfahrt hat sie nichts zu
bezahlen, die Kolonie trägt die Kosten. Die meisten der jugendlichen
Uiswanderinnen gehören dem ärmeren Mittelstand an, es kommen
wer auch Bonnen und Erzieherinnen von feinerer Bildung. Unbe—
holtenheit und gute Sitte sind erste Bedingung der Aufnahme.
Vährend der Überfahrt stehen die Mädchen unter der Aufsicht einer
Matrone“ und zweier „Submatronen“ und sind strenger Ordnung
unterworfen, sie müssen beim ersten Glockenschlag aufstehen, ihr Bett
nachen und zur bestimmten Zeit beim Frühstück sein. Je zehn bilden
ne Kameradschaft, welche zusammen speisen; die Kabinen aller sind von
den übrigen Räumen abgetrennt, und sie sind ganz außer Verkehr mit
der übrigen Reisegesellschaft. Wir haben eine „Matrone“ an Bord,
belche die weite Reise zum drittenmale macht, sie ist Australierin, un—
Lfähr 30 Jahre alt, sehr wohl erzogen und eine hochgeachtete Dame.
dir jede Reise erhält sie von der Regierung außer freiem Aufenthalt
n London ein Honorar von 50 Pfund Sterling — 1000 Mark. Ihre
legebefohlenen sind in ein paar Jahren fast alle tüchtige Hausfrauen
mn Australien. von Hübner, Federzeichnungen aus Australien.
46. Die Bedeutung der Kolonieen.
Koloniale Unternehmungen entspringen wirtschaftlichen Bedürfnissen
er Völker. Wenn wir die Kolonialgründungen aller Zeiten, von denen
er Araber am indischen Ozean und der Phöniker im Mittelmeer an
is zu denen der Holländer und Engländer in unseren Tagen prüfen,
inden wir letzten Endes immer zwei Motive oder Ursachen, aus denen
e entstanden sind. Entweder galt es, den Überschuß der einheimischen
hevbllerung in der Fremde zu versorgen; dies führte zu Ansiedelungen,
Henschke, Lesebuch.