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Verkehr zu treten. Der Mensch, der sich abschließen wollte von Be—
rührungen mit anderen Menschen, würde, vorausgesetzt, daß er es über—
haupt durchführen kann, aufhören, ein Mensch im echten Sinne des
Vortes u seine Die Güler, die auf einem Teile des Eiballs
blchem Überflusse wachfen, daß niemand ihrer begehrt, werden in
nderen Ländern hochwillkommen geheißen. Der Zug unserer Zeit
heht dahin, die räumlichen Schranken, die den Austausch der Waren
erschweren, immer gründlicher zu überwinden. Unser Zeitalter steht
in Zeichen des Verkehrs. Bevor man aber Waren austauschen kann,
uuß man Worte, Gedanken miteinander austauschen können. Die
Schwierigkeiten, die dem Verkehr zwischen Entfernten die Natur ent—
gengestellt hat, hat zuerst die Schreibkunst und dann nach Jahr—
usenden der elektrische Draht und der Fernsprecher immer siegreicher
iberwunden. Den Gedankenaustausch zwischen entfernten Personen
nmer mehr zu erleichtern durch Verringerung der Kosten und durch
bermehrung der Anstalten, die ihm dienen, ist eine wichtige Aufgabe.
Und nicht allein um Gedanken, die sich später in Thaten umsetzen,
handelt es sich; auch die Gefühle, die Seelen tauschen sich aus. Die
krleichterung des Briefverkehrs spendet Unzähligen, die sich verlassen
lühlen, Trost. Nicht jedem hat die Feldpost freudige Kunde bringen
hunen, aber auch die, denen sie schmerzliche Gewißheit statt der schreck⸗
lchen Ungewißheit gebracht hat, haben ihr Dank abstatten müssen.
Der Weltpostverein gehört zu den stolzesten Schöpfungen des zu
önde gehenden Jahrhunderts. Er befördert Briefe, Postkarten, Druck—
hriften zu einem so geringen Preise, daß derselbe selten als eine Last
mpfunden wird. Er befördert noch andere Zeichen der Liebe, Blumen—
raͤuße für die Glücklichen und Totenkränze für die Abgeschiedenen.
naus schmerzliche Klage, daß man einer teuren Person keine
lühende Rose in weite Ferne nachsenden kann, hat heute keine Be—
lechtigung mehr.
Die Post ist eine Einrichtung, die der gebildeten Menschheit ge—
neinsam ist, sie kennt nur einen Briefschreiber und einen Briefempfänger,
ber sie kennt keinen Unterschied der Abstammung, der Parteistellung,
er Religion.
Der Weltpostverein ist ein Band, das die Staaten des Erden—
unds umschlingt, aber er ist keine Fessel. Der Weltpostverein birgt
linerlei Gefahr eines zukünftigen Krieges in seinem Schoße. Jedem
Staate ist es gestattet, den Vertrag in der leichtesten Form und mit
rer Frist zu kündigen. Und doch ist gerade be ihn die Wahr
heanlichten, daß er jemals gekündigt werden wird, sehr gering. Er
hut keinem Staate Schaden, er gewährt jedem Staate Nutzen, er ist
in wahres Vorbild für alle Verträge, die Rechte und Pflichten in
wollkommen gerechter Weise verteilen sollen.
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