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Maulbeerblätter, die sie verzehrte, in ihrem Innern viel Vorratsstoff
hesammelt, unter anderm auch eine große Menge Spinnsaft.
Aus diesem Spinnsaft formt sie einen feinen, hellen Faden, heftet
den an einem Zweiglein des Baumes an und wickelt ihn um sich herum.
die beginn jetzt einen wunderlichen Tanz: Nach allen Seiten dreht
e sich im Kreise und zieht feine Fäden, ganz ähnlich einem Knäuel,
das man sich aus Zwirn oder Garn wickelt, nur mit dem Unterschied,
dß man mit dem Knäuel innen anfängt und nach außen wickelt, die
Naupe aber zuerst die äußeren Fäden spinnt und dann die inneren.
do dreht sie sich 7, 8 Tage lang und macht aus dem Faden, ohne
enmal abzureißen, einen länglich runden Ball von halber Fingerlänge
und weißlicher Farbe. Solch Gespinst pflegt man einen Cocon zu
nennen. Die äußerste Schicht dieses Cocons besteht aus vielen zu⸗
sunmengewtten und geknüpften Fäden, aber dicht darunter läßt sich
in feinerer Faden abwickeln, der so lang ist, daß man fast eine Viertel⸗
kunde gehen muß von einem Ende zum andern — fast 300 m mißt
Ganz innen läßt die Raupe einen leeren Raum, ein Kämmerchen.
dier liegt sie nach vollbrachter Arbeit, müde und matt. Sie zieht zum
lhten Male den Arbeitsrock aus; der 16 Füße bedarf sie nicht mehr,
giebt jetzt nichts mehr zu laufen — sie streift sie mit dem Rocke
ebenso Augen und Zähne, wie der Arbeitsmann am Feierabend
Handwerkszeug ablegt. Die Raupe scheint gestorben; regungslos
iegt sie da ; finster ist's ringsumher — kein Lüftchen kann herein. 2
Und doch grade jetzt ifi sie sehr fleißig und bringt das Schönste
servor, was sie vermag. Es ordnen unter der harten Schale der Puppe
I b nennt man das scheintote Tierchen — sich alle Teilchen zu der
Wnflen Form, und nach 14 Tagen zerspringt die braune Hülle, ein
hmetterling schlüpft aus, Federbüsche zieren seinen Kopf, ein zarter
i umhüllt den Leib, und vier Flügel machen es ihm möglich, durch
Luft zu segeln, während sechs Beine zum Laufen und Sitzen dienen.
Ales zeigt uns an, daß er bestimmt ist, im Sonnenschein und in warmer
uft sich zu vergnügen. Doch wie kommt er aus dem Gefängnis
hruus, in das er eingeschlossen war? Die Beine sind viel zu schwach,
di 100fachen Fäden zu zerreißen, Zähne fehlen ihm, nur eine Zunge
iht er, doch die ist nur geschickt, ein wenig Honigseim aus den
entelche zu saugen. Er müßte rettungslos im selbstgebauten Kerker
bben, wenn ihm nicht ein anderes Mittel gegeben wäre. Einige
Upfen eines Saftes, den der Schmetterling in seinem Körper trägt,
essen das Gespinst und öffnen dem Gefangenen ein Thor zur Flucht,
lch dies entkommt er.
Nur wenigen Seidenschmetterlingen, die man im Zimmer zieht, um
dede zu bekommen, erlaubt man dies; denn durch das Loch wird der
bedenfaden zerstört und unbrauchbar. Einigen gestattet man heraus—