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es bestimmt, auf der dortigen Domänenkammer fleißig gearbeitet,
sondern zeigte sich auch bald nachher willig in der Vermählungs—
angelegenheit mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braun—
schweig⸗Bevern. Zur Belohnung für seine Gefügigkeit hatte der Kö⸗
nig ihn zum Obersten des Regiments von Goltz ernannt, dessen
Standquartier Neuruppin war, wo Friedrich in einem kleinen, aber
gut ausgestatteten Hause seine Wohnung hatte. Trotz aller fröh—
lichen Streiche, die von den jungen Offizieren dort ausgeführt wur—
den, zeigte sich das Regiment bald als eines der besten. Am 12. Juni
1733 wurde auf Schloß Salz-Dahlum bei Braunschweig Friedrichs
Vermählung mit der Prinzessin Elisabeth Christine gefeiert. Als
Hochzeitsgeschenk überwies der König seinem Sohne die Einkünfte
des Ämtes Altruppin und außerdem die Summe von 50000 Talern
zum Ankauf des Rittergutes und Schlosses Rheinsberg, das bis
dahin einem Herrn von Berille gehört hatte. Die Pläne für den
Neubau des Herrenhauses entwarf Friedrich selbst. Am 6. August
1736 nahmen die kronprinzlichen Herrschaften dort ihren Wohnsitz.
Es beginnt nun jenes Idyll im Leben des großen Friedrich,
eine Zeit von vier Jahren, wie sie glücklicher kaum ein zweiter er⸗
lebt hat. Er widmete diese Zeit den Musen, der geistigen Ausbil—
dung, den geselligen Freuden. „Wir haben“, schreibt er einem seiner
Freunde, „unsere Beschäftigungen hier in zwei Klassen eingeteilt,
in die nützlichen und die angenehmen. Zu den nützlichen zähle ich
das Studium der Philosophie, der Geschichte, der Sprachen, der
Kriegs⸗ und Staatskunst; zu den angenehmen die Musik, die Poesie,
die Trauer⸗ und Lustspiele, die wir aufführen, die Feste, die wir
geben: kurz, ich arbeite, um mich besser zu machen, um mir den Geist
mit allem demjenigen zu erfüllen, was das Altertum und die Neu⸗
zeit uns an geistigen Vorbildern aufgestellt haben.“ In den Kon⸗
zerten wirkte Friedrich meist selbst mit; sein Adagio auf der Flöte,
die er meisterhaft spielte, wird entzückend genannt.
In den Hofgesellschaften zeigte sich der junge Kronprinz als
hinreißender Gesellschafter, der, witzig uund fein, eine kleine Neckerei,
ohne verletzt zu werden, wohl ertrug und sich in kritischen Momenten
stets anmutig zu fassen wußte. Seine Figur, noch unter Mittel—
größe, zeigt einen ebenmäßigen, geschmeidigen Wuchs, der Kopf be⸗
zaubernde Züge. Meist erschien der Prinz in der Uniform seines
Regiments, im blauen Rock mit roten Aufschlägen und silbernen
Nnöpfen, langer Weste und kurzen, gelben Beinkleidern. Bei Bällen
und Gartenfesten aber kleidete er sich in modischer Gesellschafts—
tracht mit ausgewähltem Geschmack.
In Rheinsberg lebte nun auch die junge Kronprinzessin, deren
Wesen sich mehr und mehr im Umgange mit dem hochbegabten Ge—