Full text: Deutsches Lesebuch für die weibliche Jugend

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mahl zu einer anmutenden Weiblichkeit entwickelte. Auch sie, die 
Kronprinzessin Elisabeth Christine, zählte die Tage von Rheins— 
berg zu den frohesten ihres Lebens. 
Zu dem Hofstaat Friedrichs gehörten außer den Kavalieren und 
Offizieren vom Regimente in Neuruppin eine nicht geringe Anzahl 
von Gelehrten und Künstlern. Gute Laune, vornehme Gesinnung, 
Liebe zur Kunst und Wissenschaft, Eleganz im Diskutieren, kurz, 
alles, was der Geschmack gebildeter Männer in sich schließt, das 
war es, was die mannigfaltig zusammengesetzte Gesellschaft ver— 
einigte. In der Vormittagszeit lag jeder einer ernsten Beschäftigung 
ob. Zu Tisch kleidete man sich sauber, doch ohne Pracht. Das kron— 
prinzliche Paar führte den Vorsitz. Ein vortreffliches Mahl, ein 
vorzüglicher Wein, eine Geist und Witz sprühende Unterhaltung, 
das sind die Tafelfreuden, wie sie Friedrich liebte. Gegen Abend fand 
Konzert statt, zu dem besondere Einladungen ergangen waren. 
Mit dem Vater lebte Friedrich jetzt in dem besten Einverneh— 
men; er war zum Generalmajor ernannt worden und hatte eine 
Inspektionsreise nach Preußen zur vollen Zufriedenheit des Königs 
ausgeführt. Da er sein Regiment in gutem Stande erhielt, auch 
die Küche des Vaters fleißig mit Wild und Pasteten versorgte, sah 
ihm dieser manches nach, gestattete ihm in Rheinsberg französische 
Komödien, Konzerte und Bälle und verwehrte ihm nicht, mit dem 
Dichter Voltaire einen lebhaften Briefwechsel zu unterhalten. 
Eigene schriftstellerische Arbeiten von Bedeutung verdanken der 
Zeit in Rheinsberg ihr Entstehen, so sein berühmter „Anti-Macchia— 
vell“, eine Schrift, in der er seine Auffassung vom Beruf des Fürsten 
darlegte. 
Am letzten Tage des Maimonats 1740 stand Friedrich am 
Sterbelager seines Vaters. Der pflichtgetreue König ging dahin voll 
Hoffnung auf Gott, voll Vertrauen auf seinen Sohn. 
Nachdem Friedrich II. zu eigener Hand von den Ministern seines 
Vaters den Eid der Treue und in Königsberg die Huldigungen seines 
Volkes empfangen hatte, kehrte er nach Rheinsberg zurück, um sich 
zu erholen. Da erhielt er die Nachricht vom Tode des Kaisers. Er 
verließ sein trautes Tuskulum, um es nie wieder zu sehen ... 
Nach „Die Provinz Brandenburg in Wort und Bild“. 
45. Das Nationaldenkmal auf dem Niederwald. 
Wie kann jetzt das Herz des deutschen Vaterlandsfreundes sich 
laben, wenn er nach Rüdesheim pilgert und aufschaut zum herr— 
lichen Nationaldenkmal, das zum bleibenden Gedächtnis des großen 
nationalen Kampfes und Sieges von 1870 und 71, der uns die
	        
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