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und vertrieben das Werk zu hohen Preisen, wenn auch billiger als
handschriftliche Werke. Diese Bibel, welche früher als die zweifel—
los erste betrachtet wurde, besteht aus zwei Bänden, wovon der erste
324, der andere 317 Blätter stark ist.
In Mainz lebte damals ein angesehener, kenntnisreicher und
vermögender Mann, der Stadtsyndikus Dr. Humery, der kein Be—
denken trug, Gutenberg das Geld zur Herstellung einer neuen
Druckerei anzuvertrauen. Natürlich war ein solches Unternehmen
damals zeitraubend, da alles, und zwar größtenteils durch des Er⸗
finders eigene Hände, neu anzufertigen war. Daher erscheint erst
nach fünf Jahren (1460) das erste größere Erzeugnis (zwei kleine
Schriften gingen ihm voran) dieser zweiten Druckerei der Welt:
„Jaoannis de Balbis de Janua, Summa quae vocatur Catholica“,
groß Folio, 374 zweispaltige und enggedruckte Blätter stark, in
einer Schrift, die in Druckwerken aus anderen Druckereien nirgends
vorkommt. Der Inhalt dieses Katholikon ist eine lateinische Gram—
matik nebst etyhmologischem Wörterbuch. Das Buch ist besonders
interessant durch seine Schlußschrift, in welcher sich Gutenberg, je—
doch ohne seinen Namen zu nennen, über die Entstehung desselben
ausspricht. Es heißt daselbst:
„Unter dem Beistande des Allerhöchsten, auf dessen Wink die
Zungen der Kinder beredt werden, und der oft den Kleinen offen—
bart, was er den Weisen verbirgt, ist dieses vortreffliche Buch Ka⸗
tholikon im Jahre der Menschwerdung Christi 1460 in der guten,
ruhmreichen, der deutschen Nation angehörigen Stadt Mainz, welche
die Güte Gottes mit so hehrem Geisteslichte und freiem Gnaden—
geschenke den anderen Völkern der Erde vorzuziehen gewürdigt hat,
gedruckt und zustande gebracht worden, und zwar nicht mittels des
Rohrs, des Griffels oder der Feder, sondern durch das bewunderns—
würdige Zusammenpassen, Verhältnis und Gemeinmaß der Pa⸗
tronen und der Formen.“
Mit dem Jahre 1465 trat eine Wendung in Gutenbergs Le—
ben ein, die seiner Wirksamkeit als Buchdrucker ein Ziel setzte. Er
wurde nämlich vom Kurfürsten Adolf von Nassau für persönliche
gute Dienste zum Hofkavalier mit einer lebenslänglichen Pension
ernannt und begab sich infolge davon in das kurfürstliche Hoflager
zu Eltville im Rheingau. Zwar nahm er seine Buchdruckerei mit
sich, trat sie aber bald darauf an seine Verwandten, Heinrich und
Nikolaus Bechtermünz, nachdem er sie im Geschäft unterrichtet, miet⸗
weise ab und überwies den Pachtvertrag dem Dr. Humery zur Til—
gung der ihm, Gutenberg, gewährten Vorschüsse. Aus jener Periode
stammt, mit den Typen des Katholikon gedruckt, das „Vocabu-
larium latinoteutonicum“ (lateinisch-deutsches Wörterbuch) in 165