35
der Naturgesetze und in der Benutzung der Erfahrungen anderer immer
neuen Antrieb zu weiteren Fortschritten zu finden.
Die Gemüse- und Ziergärtnerei nimmt in Sachsen eine hohe Stelle
ein; denn es sind nicht nur die Gemüse der Dresdner, Leipziger und
Zittauer Gegend weit gesucht, sondern es ist auch die Blumenzucht Dresdens
geradezu als eine in ganz Deutschland hervorrägende zu bezeichnen. Von
ens ist auch der Weinbau in der Meißner Gegend und in der
ößnitz.
Der Viehstand Sachsens ist stärker, als in manchen anderen deutschen
Ländern, namentlich ist die Rindvieh und Schweinezucht hervorzuheben;
auch steht zu erwarten, daß der Pferdezucht eine größere Teilnahme zu—
gewendet werden dürfte, um so mehr, als duͤrch das Landesgestüt zu Moritz⸗
burg sehr viel zur Hebung derselben gethan wird. Auf hoher Stufe steht die
Forstkultur, die sich eines europäischen Rufes erfreut Faft 30 Prozent (5)
der Gesamifläche sind mit Wald bedeckt, davon gehört der größle Teil dem
Staate. Seit dem 12. Jahrhundert (unter Otto dem Reichen) wird Bergbau
getrieben. Silberhaltige Erze finden sich bei Freiberg, zinnhaltige bei
Altenberg und eisenhaltige bei Schwarzeuberg. Steinkohlen liefern der
Plauensche Grund bei Dresden, sowie die Umgegend von Zwickau und
Lugau bei Stollberg in solcher Güte, daß die berühmten englischen Stein—
kohlen verdrängt sind; Braunkohlen finden sich bei Grimmaͤ, Oschah,
Bautzen und Zwickau; Torf namentlich im Erzgebirge. Salz fehlt und muß
aus der Provinz Sachsen bezogen werden.
Sachsen ist eines der Hauptindustrieländer der Erde: 525 der Be—
völkerung sind bei der Industrie beschäftigt Sächsische Waren finden ihren
Weg nach allen Märkten der Erde; darum fühlen wir aber auch in unserm
Sachsenlande die Einwirkung großer Kriege in fernen Ländern sehr bald,
indem dann einzelne Zweige unserer Industrie ins Stocken geraten. Der
Hauptsitz unserer Industrie liegt in dem Gebiete der beiden Mulden, der
obern Elster und in der Lausitz, wo es nicht bloß Fabrikstädte, sondern
auch Fabrikdörfer giebt, welche manche Stadt an Bevölkerung weit über—
treffen. Die reichste Erwerbsquelle für unsere Fabrikbevölkerung ist die
Textil- oder Gewebe-Industrie, von welcher z. B. die Leinwandweberei
rn seit 1390 ihren Hauptsitz in der Lausitz hat. Vorzüglich ist der
ächsische Damast zu nennen, welcher namentlich in der Gegend von Groß—
schönau seit 1666 angefertigt wird. Außerden sind Drell, Zwillich und
Segeltuch weltbekannie Erzeugnisse unserer Lausitz, während die Tuche von
Bischofswerda, Großenhain, Roßwein und Werdau auf allen Märkten eine
gesuchte Ware sind. Die Wollen und Halbwollenwaren von Crimmitschau,
Glauchau und Meerane, die Flanelle von Hainichen und Oderan, die
Strumpfwirkereiprodukte von Callnberg, Lichtenstein und Stollberg, die
Piques und Westenstoffe von Hohenstein-Ernstthal, die Merinos, Tibets
und Musseline von Chemnitz, Glauchau und Reichenbach, die Kattune
von Frankenberg und die Barchente von Mittweida, die Mull⸗ und
Gardinenstoffe von Plauen i. Vogtl. sie alle sind Erzeugnisse unseres
Gewerbefleißes, welche weit über Sachsens Grenzen begehrt sind. Wie
viele Tausende fleißiger Hände beschäftigt die Spitzenklöppelei in und um
Annaberg, und wie viele Familien nährt die Stickerei und Kunstnäherei
in und bei Eibenstock und Plauen und die Herstellung künstlicher Blumen