Full text: Lesebuch für Fortbildungsschulen

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der Naturgesetze und in der Benutzung der Erfahrungen anderer immer 
neuen Antrieb zu weiteren Fortschritten zu finden. 
Die Gemüse- und Ziergärtnerei nimmt in Sachsen eine hohe Stelle 
ein; denn es sind nicht nur die Gemüse der Dresdner, Leipziger und 
Zittauer Gegend weit gesucht, sondern es ist auch die Blumenzucht Dresdens 
geradezu als eine in ganz Deutschland hervorrägende zu bezeichnen. Von 
ens ist auch der Weinbau in der Meißner Gegend und in der 
ößnitz. 
Der Viehstand Sachsens ist stärker, als in manchen anderen deutschen 
Ländern, namentlich ist die Rindvieh und Schweinezucht hervorzuheben; 
auch steht zu erwarten, daß der Pferdezucht eine größere Teilnahme zu— 
gewendet werden dürfte, um so mehr, als duͤrch das Landesgestüt zu Moritz⸗ 
burg sehr viel zur Hebung derselben gethan wird. Auf hoher Stufe steht die 
Forstkultur, die sich eines europäischen Rufes erfreut Faft 30 Prozent (5) 
der Gesamifläche sind mit Wald bedeckt, davon gehört der größle Teil dem 
Staate. Seit dem 12. Jahrhundert (unter Otto dem Reichen) wird Bergbau 
getrieben. Silberhaltige Erze finden sich bei Freiberg, zinnhaltige bei 
Altenberg und eisenhaltige bei Schwarzeuberg. Steinkohlen liefern der 
Plauensche Grund bei Dresden, sowie die Umgegend von Zwickau und 
Lugau bei Stollberg in solcher Güte, daß die berühmten englischen Stein— 
kohlen verdrängt sind; Braunkohlen finden sich bei Grimmaͤ, Oschah, 
Bautzen und Zwickau; Torf namentlich im Erzgebirge. Salz fehlt und muß 
aus der Provinz Sachsen bezogen werden. 
Sachsen ist eines der Hauptindustrieländer der Erde: 525 der Be— 
völkerung sind bei der Industrie beschäftigt Sächsische Waren finden ihren 
Weg nach allen Märkten der Erde; darum fühlen wir aber auch in unserm 
Sachsenlande die Einwirkung großer Kriege in fernen Ländern sehr bald, 
indem dann einzelne Zweige unserer Industrie ins Stocken geraten. Der 
Hauptsitz unserer Industrie liegt in dem Gebiete der beiden Mulden, der 
obern Elster und in der Lausitz, wo es nicht bloß Fabrikstädte, sondern 
auch Fabrikdörfer giebt, welche manche Stadt an Bevölkerung weit über— 
treffen. Die reichste Erwerbsquelle für unsere Fabrikbevölkerung ist die 
Textil- oder Gewebe-Industrie, von welcher z. B. die Leinwandweberei 
rn seit 1390 ihren Hauptsitz in der Lausitz hat. Vorzüglich ist der 
ächsische Damast zu nennen, welcher namentlich in der Gegend von Groß— 
schönau seit 1666 angefertigt wird. Außerden sind Drell, Zwillich und 
Segeltuch weltbekannie Erzeugnisse unserer Lausitz, während die Tuche von 
Bischofswerda, Großenhain, Roßwein und Werdau auf allen Märkten eine 
gesuchte Ware sind. Die Wollen und Halbwollenwaren von Crimmitschau, 
Glauchau und Meerane, die Flanelle von Hainichen und Oderan, die 
Strumpfwirkereiprodukte von Callnberg, Lichtenstein und Stollberg, die 
Piques und Westenstoffe von Hohenstein-Ernstthal, die Merinos, Tibets 
und Musseline von Chemnitz, Glauchau und Reichenbach, die Kattune 
von Frankenberg und die Barchente von Mittweida, die Mull⸗ und 
Gardinenstoffe von Plauen i. Vogtl. sie alle sind Erzeugnisse unseres 
Gewerbefleißes, welche weit über Sachsens Grenzen begehrt sind. Wie 
viele Tausende fleißiger Hände beschäftigt die Spitzenklöppelei in und um 
Annaberg, und wie viele Familien nährt die Stickerei und Kunstnäherei 
in und bei Eibenstock und Plauen und die Herstellung künstlicher Blumen
	        
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