Kurfürst Vater August. 
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für den Weidegang und zur Mast. Ihre „geheime Kunst, wie man 
das Vieh feist maehe,“ teilte die Kurfürstin dem Kaiser Maximi- 
lan II. mit, der sich dafür dankbar erwies. Auch die Schweine— 
zueht förderte Vater Aaugust. Aus Pommern und der Mark lieb 
êr Zuchttiers kommen, düreh Vermittlung des Erzherzogs erhielt 
er „welsche Schweinöé von besonders grober Art“. In grohen 
Herden (bis zu 1600 Stück) wurden die Mastsehweine den Guts- 
wãldern zugewiesen, um sich an den Eicheln gütlich zu tun. Zur 
Prfordezuchti bezog der Kurfürst friesische, spanische und sieben- 
bürgische Hengste, verwandte dieselben auch gelegentlich zu Ge- 
gchenkea an andere Fürsten. Viel bedeutender jedoch war sein 
Pinfluß auf die Schafzucht, die für das ganze Kurfürstentum von 
hoher volkewirtschaftlicher Bedeutung wurde. Aueh hierbei macht 
giceh der Einfluß der Mutter Anna bemerkbar. Verschiedne Rassen 
Vurden zur Qufzucht erprobt, schlesische und friesische Schafe 
wurden eingeführt, und oft ging der Ankauf im Auslande ins 
grohe. Die Bienenzucht wurde mit Vorliebe von der Kurfürstin 
detrieben. Oft erteilt sie sehr genaue Anweisungen, wie die Bienen- 
stõcke aufzustellen seien, wann der Honig genommen und wie er 
in „die geheizte Stube ihres Herrn und Gemahls gesetzet werden 
mõge, dab er von sich selbst durchflieht und sich setze, dalß er 
nicht gedrückt oder durchgeprebt werde“. Auch mit der Ge— 
flügelzueht befahte sie sich, und gern ließ sie sich von befreun- 
deton Fürsten Pharaonisbühner, böhmische und ,heidnische“ 
Hühner schicken. Auch Gänse zog sie, von besonders grober Art, 
fast den Schwänen gleich“; Fasanen und Tauben, Pfauen und 
Sehwäne, Enten und öffelgänse tummelten sich auf ihrem Ge- 
flügelhofe im Ostravorwerk. 
4. Am meisten haftet in des Volkes Gedãächtnis, welehe dorg- 
falt Vater August auf den Garten- und Obstbau verwandte. Han- 
delte es sich bei Ackerbau und Viehzucht mehr um seine beleben- 
den und aufmunternden Anordnungen, so stellte er als Gärtner 
selbst Versuche an und suchte Erholung und Freude in der Be— 
schãftigung mit seinen Obstbäumen. Aus Niederland und Frank- 
reich eb er Kunstgärtner kommen, um Gärten anzulegen und 
zu pflegen, und sorgsam und genau wägte er ab, welehe Art nutz- 
bringender und den heimischen Verhästnissen angemessener sei. 
Spãter wurden Nürnberger und Bamberger Gärtner von ihm be- 
vorzugt. Aus Franken liehß er sieh 2000 junge Obstbäume vom 
Markgrafen Georg Friedrich besorgen. Rasch fand die Gãrtnerei 
Anklang in dachsen, der Kurfürst selbst verarbeitete seine Er- 
fahrungen zu einem „künstlichen Obst- und Gartenbüchlein“, das 
gebr beliebt war. Auf seinen Befehl wurden die Kerne des wilden 
Obstes gesammelt, und soll „für 1 Scheffel Obstkerne allewege 
so viel Roggen zu Brot gegeben werden“. Auch wilde Stämmchen 
mubten auggehoben und abgeliefert werden. Im Jahre 1572 bezog
	        
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