Meine Heimat. 
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das Schiff nicht stranden, das Schiff nicht scheitern zu lassen, son— 
dern in den Hafen zu bringen. Wenn uns gesagt wird, wir hätten 
gleich nach der Annahme des neuen Zolltarifs alle Handelsverträge 
kündigen müssen, um durch einen frischfröhlichen Zollkrieg den W— 
schluß der neuen Handelsverträge zu erzwingen, so kommt mir das 
genau so vor, als wenn mich einer auffordert, auf die Reichstagskuppel 
oder auf die Spitze des Rathausturmes längs der Führung des 
Blitzableiters zu klettern! 
Die neuen Verträge bringen der Landwirtschaft den Schutz, 
dessen sie unbedingt bedarf, ohne die Gesamtheit unbilligerweise 
zu schädigen. Sie schaffen für unsere Industrie und unseren Handel 
diejenigen Bedingungen, unter denen sie allein gedeihen und sich 
entwickeln können. Die neuen Verträge nehmen vom gesamten 
wirtschaftlichen Leben den Druck der Ungewißheit, der Unsicherheit, 
der seit Jahren auf ihm lastet und den es auf die Dauer nicht 
ertragen kann. Sie eröffnen dem Reich neue Einnahmequellen, 
deren es bei der wenig günstigen finanziellen Lage dringend be 
darf. Der Bundesrat hat — ich hebe das mit Genugtuung her— 
vor — gestern die neuen Handelsverträge einstimmig añngenommien. 
Die verbündeten Regierungen sind der überzeugung, daß auch Sie 
den neuen Verträgen ihre Zustimmung erteilen werden zur Wohl— 
des Deutschen Reiches, zum Wohle der gesamten nationalen 
rbeit. 
III. 
Das Bauernhaus. 
21. Meine Heimat. 
Hart an einer schmalen Straße 
liegt ein großes Bauernhaus, 
vor ihm reckt ein altersschwacher 
Kirschbaum seine Arme aus. 
Goldne Ährenfelder rauschen 
um das Haus, und Wiesen grün 
ziehen hin sich bis zum Walde, 
wo die Anemonen blühn. 
In dem großen Giebelhause 
träumt ich meiner Jugend Traum, 
saß zur Zeit der Kirschenernte 
fröhlich auf dem alten Baum; 
in den Wäldern, auf den Wiesen 
spielte ich mit Glück und Lust, 
und die gute, liebe Mutter 
schloß mich warm an ihre Brust. 
O, wie war die Welt so heiter 
und das schwarze Brot so gut, 
wie so wonnig und so sonnig 
alles noch dem jungen Blut! 
Von des Lebens Bitterkeiten, 
von der Menschen tollem Streit 
ahnte nichts die junge Seele 
in der stillen Einsamkeit.
	        
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