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Nebenleitungsdrähte bewegbar sind, so kann z. B. in Fabriken der
Arbeiter die Lampen ohne Gefahr in die Hand nehmen, ihnen alle
möglichen Stellungen geben, kurz, sie recht beguem handhaben.
Überall in Stadt und Land hat man eleltrisches Licht in Benutzung.
Und wird, was nicht zu bezweifeln ist, über lang oder kurz der elek—
trische Strom zu billigem Preise geliefert werden können, dann dürfte
demselben auch in der Küche eine große Zukunft bevorstehen. Es wird
die Zeit kommen, wo Hausfrauen und Köchinnen mit elektrischer
Wärme kochen, schmoren und braten werden. Man hat bereits erprobt,
daß 1 Liter Wasser durch eine Wärme, die 4 Glühlichtlampen er—
zeugen, in 5 Minuten zum Kochen gebracht werden kann. Diese Lam—
pen kosten aber auf eine Stunde etwa 81/2 Pfennig, auf 5 Minuten also
nicht einmal 1 Pfennig. Demnach kocht die Elektrizität fast umsonst.
Wie bequem, wie reinlich und gefahrlos wäre eine solche Einrichtung
für unsere Haushaltungen und Küchen!
Mögen bis dahin auch noch Jahrzehnte vergehen, aber sicherlich
wird die Elektrizität als strahlendes Licht und arbeitende Wärme
künftig eine vielseitige, segensreiche Verwendung finden.
Nach Ernst Merker.
104. Der Christ im Zeitalter der Maschine.
1. Durch die Melodie der sausenden Räder ist ein Tanz von
Gegenständen und Personen entfesselt, wie ihn die Welt vor heute
nicht gesehen hat.
Ein halbes Jahrhundert hat Riesenhaftes geschaffen.
1838 fuhr das erste Dampfschiff über das Weltmeer, und heute
ist der Ozean durchfurcht vom regelmäßigen Verkehr der großen
Dampferlinien.
1830 fuhr die erste Eisenbahn von Manchester nach Liverpool,
und jetzt liegen 560000 Kilometer Schienen auf der Erde, und die
Kräfte der Tokomotiven sind so groß, als ob jeder Mensch auf dem
weiten Erdenraum jährlich für zwölf Tage ein Pferd zu seiner Ver—
fügung hätte.
1344 kam der erste Telegraph in Anwendung, und heute blitzen
die Worte durch die Meere und über die Wüsten.
NUunf der elektrischen Ausstellung in Frankfurt a. M. stellten Sie—
mens und Halske eine Maschine auf von 6000 Pferdekräften. Wo
hatte vorher ein Mensch so viel konzentrierte Naturgewalt in seiner
Hand? Was vom Meere gilt, daß es Fregatten tragen kann und
Rußschalen, das gilt auch von der Maschine: sie knetet im Mannes⸗
mannschen Verfahren das Eisen wie Brotteig und sie zerzupft die
zarteste Wolle feiner, als es die Finger einer Jungfrau vermögen.
Unerschöpflich wirft die Maschine Gegenstände in die Welt. Habt
ihr einmal zugesehen, wie die fertigen Zeitungen in die Körbe hin—
eingesprudelt werden? Oder sahet ihr, wie endloses Garn sich im
Nu auf hundert Spulen drehte? Während vor Zeit ein Mann an