Full text: [Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband])

233 M> iSlfi !§!(> !§!<>[§&> tSfc iSfa 
erinnern, so geben wir ihm anstatt unsrer Jüngsten die Hirten¬ 
tochter; mit dieser wird er auch zufrieden sein." 
Dieser Vorschlag galt, und die Töchter waren wieder fröh¬ 
lich und freuten sich recht über die schönen Geschenke. Die jüngste 
trug ihren Nußzweig immer bei sich; sie gedachte bald gar nicht 
mehr an den Bären und an das Versprechen ihres Vaters. 
3. 
Aber eines Tages rasselte ein dunkler Wagen durch die Straßen 
vor das Haus des Kaufmanns, und der häßliche Bär stieg heraus 
und trat brummend in das Haus und vor den erschrocknen Mann, 
die Erfüllung seines Versprechens begehrend. Schnell und heim¬ 
lich wurde die Hirtentochter, die sehr häßlich war, herbeigeholt, 
schön geputzt und in den Wagen des Bären gesetzt. Und die 
Reise ging fort. Draußen legte der Bär sein wildes, zotteliges 
Haupt auf den Schoß der Hirtin und brummte: 
„Kraue mich, krabble mich 
hinter den Ohren zart und fein, 
oder ich freß' dich mit Haut und Bein!" 
Und das Mädchen fing an zu krabbeln; aber sie machte es 
dem Bären nicht recht, und er merkte, daß er betrogen war; da 
wollte er die geputzte Hirtin fressen, doch diese sprang rasch in 
ihrer Todesangst aus dem Wagen. 
4. 
Darauf fuhr der Bär abermals vor das Haus des Kaufmanns 
und forderte furchtbar drohend die rechte Braut. So mußte denn 
das liebliche Mägdlein herbei, um nach schwerem, bitterm Ab¬ 
schied mit dem häßlichen Bräutigam fortzufahren. Draußen 
brummte er wieder, seinen rauhen Kopf auf des Mädchens Schoß 
legend: 
„Kraue mich, krabble mich 
hinter den Ohren zart und fein, 
oder ich freß' dich mit Haut und Bein!" 
Und das Mädchen krabbelte, und so sanft, daß es ihm behagte, 
und daß sein furchtbarer Bärenblick freundlich wurde, so daß all¬ 
mählich die arme Bärenbraut einiges Vertrauen zu ihm gewann. 
Die Reise dauerte nicht gar lange, denn der Wagen fuhr unge¬ 
heuer schnell, als brause ein Sturmwind durch die Luft. Bald kamen 
sie in einen sehr dunkeln Wald, und dort hielt plötzlich der Wagen 
vor einer finster gähneirden Höhle. Diese war die Wohnung des 
15 
20 
5 
io 
15 
5 
10 
15
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.