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Friedrich Wilhelm J.
sischen Altertums an die Seite gesetzt werden. Die Enthüllung
erfolgte am 11. Juli 1703, dem Geburtstage des Königs,
unter großen Feierlichkeiten. Auch mit einer großen Anzahl prächtiger
Bauwerke, die fast in jedem Jahre der Regierung Friedrichs 1. be—
gonnen oder vollendet worden sind, ist der Name jenes berühmten
Bildhauers und Baumeisters verbunden; die erste Stelle unter
ihnen nimmt das Zeughaus ein, dessen Vorderseite zwischen den
beiden mittleren Säulen über der Thür mit dem in Erz gegossenen
Brustbild des Königs geziert ist. Weiter führte Schlüter den Mittel—
bau des Schlosses zu Lützenburg, später Charlottenburg, aus und
leitete den Neubau des Königsschlosses zu Berlin längere Jahre, bis er
wegen mangelhafter Grundlegung des sogenannten Münzturmes in
Ungnade fiel. Zu den erwähnenswerten übrigen Bauten, welche unter
Friedrich J. entstanden, gehören der königliche Marstall, die Akademie
der Künste, das Schloß Monbijou, die Parochialkirche in Berlin,
die beiden Kirchen auf dem Gendarmenmarkte und die Sophienkirche.
Außerdem wurde mit dem Bau eines neuen Stadtteiles, der Friedrichs—
stadt begonnen. Den sich dort Anbauenden gewährte der König nicht
nur Baustellen gegen ganz mäßigen Erbzins, sondern auch Beihilfe
an Baumaterial und Abgabenfreiheit für mehrere Jahre. Berlin,
dessen Bevölkerungsziffer bei seinem Regierungsantritt 20000 be—
trug, zählte im Jahre 1712 schon 50000 Einwohner und nahm
immer mehr das Gepräge einer Großstadt an.
Dr. Ruland, Die Hohenzollern in ihrer Fürsorge für ihr Land und Volk.
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5. Friedrich Wilhelm J.
a) Urteil Friedrichs des Großen.
1. Der Staat veränderte unter Friedrich Wilhelm fast ganz und
gar seine Gestalt. Der Hof ward verabschiedet und die großen Ge—
halte erlitten Schmälerungen; viele, die früher eine Kutsche gehalten
hatten, gingen jetzt zu Fuße, daher es im Volke hieß, der König
hätte den Lahmen die Beine wiedergegeben. Unter Friedrich J. war
Berlin das nordische Athen, unter Friedrich Wilhelm ward es zum
Sparta. Die ganze Regierung war militärisch. Man vermehrte die
Armee, und in dem Eifer der ersten Werbungen wurden einige Hand—
werker zu Soldaten genommen; dies verbreitete Schrecken unter die
anderen, die zum Teil die Flucht ergriffen. Dieser unvorhergesehene
Umstand that unseren Fabriken bedeutenden Schaden. Der König
half dem Übel sogleich ab und widmete der Wiederherstellung und
dem Fortgange des Gewerbefleißes besondere Aufmerksamkeit. Er
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