Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

300 
Vom Gold. 
gering; manchmal läßt die Farbe des Silbers kaum einen merklichen 
Stich ins Gelbliche erkennen. 
4. In früheren Zeiten kannte man kein Mittel, diese geringen 
Goldmengen aus dem Silber auszuscheiden, achtete wohl auch des 
Goldes nicht weiter, weil es doch nur in geringen Mengen vorhanden 
war. So enthalten denn die ilten Silbermünzen und Silbergeräte 
immer auch ein wenig Gold. Jetzt versteht man es sehr wohl, auch 
diese geringen Quantitäten Gold vom Silber zu scheiden, und es giebt 
Personen, die einen lohnenden Erwerb darin finden, aus alten gold— 
haltigen Silbersachen das Gold zu gewinnen. Diese Abscheidung 
kleinerer Goldmengen aus vielem Silber, das Affinieren, erfordert 
zwar die bei allen chemischen Arbeiten nötige Aufmerksamkeit, 
sowie gewisse Vorrichtungen, ist im übrigen jedoch sehr einfach. Der 
zu entgoldende Thaler wird zunächst granuliert, d. h. zu Kügelchen 
ausgegossen. Das weitere Verfahren gründet sich darauf, daß Silber 
sich in heißer Schwefelsäure auflöst, Gold jedoch nicht. Man setzt die 
Silberkügelchen also so lange heißer Schwefelsäure aus, bis sich das 
Silber vollständig aufgelöst hat. Das in Schwefelsäure unlösliche 
Gold sinkt als ein feiner Staub zu Boden, der von der Flüssigkeit 
abfiltriert, geschmolzen und in Stängelchen ausgegossen wird. Das 
Silber ist durch diese Affinierung zwar in ein Salz verwandelt wor— 
den, läßt sich jedoch leicht wieder gewinnen. Taucht man nämlich 
in die Lösung des schwefelsauren Silbers eine Kupferstange, so läßt 
die Schwefelsäure das Silber fahren, um sich mit dem Kupfer zu 
verbinden. Das freigewordene Silber setzt sich in der Form von 
Blättchen an die Kupferstange an, läßt sich hernach leicht von derselben 
abstreifen und braucht jetzt nur noch eingeschmolzen zu werden. 
5. Während die Natur nur Legierungen des Goldes mit Silber 
liefert, bringt die Kunst auch Gold-Kupferlegierungen in allen mög— 
lichen Abstufungen hervor. Die Silberlegierung des Goldes ist zwar 
edler als die mit Kupfer, doch keineswegs schöner und noch viel 
weniger billig. Daher walten die Kupferlegierungen vor. Sie ge— 
währen dem Fabrikanten und Händler auch den Vorteil, daß sie eine 
auch nur einigermaßen zutreffende Schätzung des Goldgehaltes bloß 
nach dem Aussehen nicht zulassen. 700tausendteiliges Gold, d. h. 
Gold, das in 1000 g der Mischung 700 8g reines Gold und 300 8 
Kupfer enthält, sieht nicht merklich anders aus als 800- oder 900— 
tausendteiliges, ja kann an der Oberfläche völlig reines Gold haben. 
Es werden die Goldlegierungen vor dem Verkaufe nämlich oft 
„gefärbt“, d. h. in eine Lösung von Kochsalz, Salpeter und Salzsäure 
gelegt, welche aus der Masse ein wenig Gold auflöst und dann 
wieder als ein dünnes Häutchen auf dem zu färbenden Körper absetzt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.