Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

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Die Bearbeitung der Porzellanerde. 
Die andere Gruppe umfaßt Aluminium mit Sauerstoff (Thonerde) 
und Kieselsäure und giebt kieselsaure Thonerde, die, weil sie völlig un— 
löslich ist, an ihrem Platze ausharren muß. Die kieselsaure Thonerde 
ist das Kaolin, die Porzellanerde. 
2. Das Kaolin ist eine schneeweiße, krümelige Masse; auch beim 
Brennen behält es diese krümelige Beschaffenheit. Eine Tasse, die 
aus reiner Porzellanerde gemacht wäre, würde mithin nach dem Bren— 
nen porös sein, Wasser durchlassen und deshalb keinen Wert haben. 
Es bedarf das Kaolin demnach eines Zusatzes, der seine Poren ausfüllt 
und seine Teilchen aufs festeste miteinander verschmilzt. Als solches 
Zusatzmittel wird sich offenbar nur ein Körper eignen, der verhältnis— 
mäßig leichtflüssig ist, so daß er in der Hitze des Porzellanofens zer— 
geht, und der nach dem Brennen eine glasige Beschaffenheit zeigt. 
Diese Eigenschaft besitzt in schönem Maße der Feldspat. Ihn kann 
der Porzellanfabrikant also ebensowenig entbehren wie das Kaolin 
selbst. 
Aber auch ein anderer Stoff darf nicht fehlen. Das Kaolin 
schwindet beim Brennen stark. Eine Tasse aus bloßem Kaolin und 
Feldspat, die vor dem Brennen vielleicht 10 em hoch wäre, würde 
nach dem Brennen möglicherweise nur noch 8 cm Höhe haben und 
aller Wahrscheinlichkeit nach aufs häßlichste verbogen sein. Solchem 
Schwinden und Sichsetzen des Kaolins kann nur mittelst eines Zu— 
satzes vorgebeugt werden, der in der Hitze des Brennofens weder 
flüssig wird, noch an Masse verliert, wie z. B. der Sand. In der 
That pflegt man dem Gemische von Kaolin und Feldspat auch noch 
Sand zuzusetzen. 
3. Man braucht nur einen Blick auf eine feine Porzellantasse zu 
werfen, um sogleich zu erkennen, daß kein einziges Körnchen Sand 
in der Porzellanmasse zu finden sein wird. Der Sand, der in der 
Porzellanmasse Verwendung finden soll, wird vielmehr so mehlfein 
wie nur möglich zermalmt. Ebenso werden auch das Kaolin und der 
Feldspat fort und fort zerstampft und zerrieben, bis man das Pulver 
zwischen den Fingern nicht mehr fühlen kann. — Und auch so genügt 
die Masse hinsichtlich der Feinheit noch keineswegs den Ansprüchen, 
die der Fabrikant an sein Material stellen muß. Aller Sorgfalt und 
Mühe ungeachtet finden sich in dem Staube noch einige gröbere Teil— 
chen, die sich nur durch Schlämmen ausscheiden lassen. 
Zu diesem Zwecke wird das Porzellanpulver mit so viel Wasser 
angerührt, daß es dieses in eine milchige Flüssigkeit verwandelt. Diese 
läßt man durch eine schrägliegende Rinne in einen großen Bottich 
fließen. Ist derselbe gefüllt, so führt eine andere Rinne den oberen 
Teil der Flüssigkeit in ein zweites, tieferstehendes Gefäß, und aus
	        
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