Die Bearbeitung der Porzellanerde.
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diesem wandert sie später in einen dritten und vielleicht sogar in einen
vierten Bottich. Der Zufluß geht nur langsam von statten. In den
oberen Bottichen besitzt das Wasser daher kaum eine schwache Be—
wegung, in dem untersten steht es ganz still. Alle gröberen Stoffe
setzen sich infolgedessen schon im ersten Gefäße ab; der Niederschlag
in dem zweiten Bottich ist bereits feiner; die feinste Masse endlich
wird das unterste der Fässer liefern.
Schon bei diesem Schlämmprozeß wurden die Kaolinteilchen, der
Staub vom Feldspat und vom Sande innig untereinander gemischt.
Dem Fabrikanten genügt dies jedoch nicht. Die Masse wird noch
kräftig und andauernd gequirlt.
4. Ist der Mischungsprozeß beendet, so kann zum Formen ge—
schritten werden. Aber die Masse bildet noch eine dickliche Flüssigkeit;
es muß mithin vorab noch viel Wasser verdunsten. Durch Filterpressen
wird der Porzellanbrei zu knetbarem Teig verdickt. Es ist klar,
daß die Fabrikation des Porzellans ein großes Anlage- und
Betriebskapital erfordert. Wenn wir nun gar noch vernehmen,
daß die Formen und Zeichnungen des besseren Porzellans von
Künstlern entworfen werden, und daß große Porzellanfabriken oft
mehrere solcher Künstler und zwar Männer von großem Namen jahr—
aus jahrein beschäftigen, so ist es begreiflich, warum die Porzellan—
manufaktur unmöglich als Hausindustrie betrieben werden kann und
in den meisten Ländern in den Händen des Staates liegt.
Ist die Masse hinreichend getrocknet, kann sie geformt werden.
Kreisrunde Gefäße formt man am leichtesten in der Weise des gewöhn—
lichen Steinguts auf Drehscheiben. Ovale oder eckige Sachen müssen
in Formen gestrichen oder in Formen gegossen werden. Im letzteren
Falle kann man nur recht feuchte, nämlich flüssige Masse gebrauchen.
Da muß die Form das überschüssige Wasser einsaugen. Eiserne, höl—
zerne und auch thönerne Formen können demnach gar nicht in Betracht
kommen. Nur der Gips besitzt eine so hochgradige Wassersucht, daß
er zu Formen für Porzellanguß Verwendung finden kann. Daraus
folgt, daß die in Formen gegossenen, also eckigen Stücke dem Fabri—
kanten, mithin auch dem Käufer teurer zu stehen kommen, als einfache
kreisrunde Ware.
5. Vor dem Brennen wird das Porzellan mit der Glasurmasse
versehen. Dieselbe hat mithin die ganze Hitze des Porzellanbrennofens
auszuhalten, und diese ist stark, viel stärker als die des Ziegel- oder
Steingutofens. Daraus folgt, daß die Glasur von ähnlicher Beschaf—
fenheit sein muß wie die Porzellanmasse selber. Wirklich verwendet
man zur Porzellanglasur als einen Hauptbestandteil zermahlene Por—
zellanscherben. Bei keiner Thonware kommt es so sehr auf eine