Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen sowie für landwirtschaftliche Winter- und Ackerbauschulen

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J. Vom Ackerbau. 
Acker, der mit dem Mist gedüngt werden soll, arm an Kali ist. Statt 
des Superphosphatgipses verwende man aber ja nicht etwa gebrannten 
Kalk. — Kalk ist Gift für den Dünger, er zersetzt ihn. Wo man den 
Dünger im Stall liegen läßt, wird es nötig sein, daß man ordentlich 
lüftet; denn trotz aller Bindemittel wird die Luft im Stallraum doch 
oft dunstig und ungesund sein. 
4. UÜbrigens ist es ja auch nicht nötig, daß der Mist ein halbes 
Jahr im Stall bleibt. In den allermeisten Fällen wird er sowieso gleich 
herausgeschafft werden müssen auf die Dungstätte. Es giebt eine ganze 
Reihe von sehr verständigen Landwirten, die die Düngergrube für eine 
ganz vortreffliche Einrichtung halten. Des Landwirts Düngergrube 
sei seine Goldgrube“, meinen sie. Wir geben zu, daß man vielfach 
ohne sie nicht auskommt. Es ist nicht immer möglich, den Mist gleich aus 
dem Stall auf die Felder hinaus zu fahren und ihn sofort unterzupflügen. 
Im Winter sind die Felder gefroren oder zu naß, und im Sommer kommt 
es vor, daß alle Felder bestellt sind, und dann giebt es auch Zeiten, wie 
namentlich in der Ernte, daß der Landwirt ganz unausschiebbare Arbeit 
verrichten muß, und da fehlt ihm die Zeit zur Ausfuhr des Düngers. 
Dann muß der Dünger eben auf die Dungstätte, ob man will oder 
nicht. Soll nun aber die Dunggrube zur Goldgrube werden, so muß 
sie darnach eingerichtet sein, und weiterhin ist es nötig, daß der 
Dünger darin gut behandelt wird. Die Düngerstätte muß vor 
allem groß genug sein, damit der Dünger nicht zu hoch aufgeschichtet 
zu werden braucht; denn sonst wird er zu stark erhitzt und zersetzt 
sich zu ungleich. Er soll nicht höher als drei bis vier Fuß liegen. 
Wo es die Mittel erlauben, ist der Boden mit festgebrannten Ziegel— 
steinen auf der schmalen Kante oder mit scharf und möglichst glatt 
behauenen Steinen in Zement zu legen, und alle Fugen sind dicht 
mit Zement zu verstreichen. Lose gebrannte Steine und Kalk halten 
der beizenden Einwirkung der Jauche nicht lange Widerstand, und runde 
Feldsteine geben zu große Fugen. Zuweilen genügt es allerdings, wenn 
der Boden mit Letten ausgefüllt wird, in die grober Kies oder fein 
geschlagene Steine eingestampft werden. Vor Regen- oder Schnee— 
wasser ist die Dungstätte durch einen Erdwall oder eine kleine Mauer 
zu schützen. Kellerartig gemauerte Dunggruben sind aber vom Übel. 
Man muß mit dem Wagen ein- und ausfahren können. Sie müssen 
also eine Durchfahrt mit einer sanften Steigung haben. Wer die 
Dungstätte überdeckt, thut wohl daran. So schützt er den Mist gegen 
Regen und Sonnenschein. Das ist aber nicht immer möglich, und da 
reicht oft auch eine schützende Bedachung durch Bäume oder Gebäude 
aus. Der Boden der Dungstätte — man nennt ihn auch Sohle — 
muß nach einer Seite Gefälle haben, dahin nämlich, wo sich die 
Jauchegrube befindet. Die Jauchegrube ist, man möchte fast sagen, 
ein notwendiges Übel. Besser wäre es schon, man käme ohne sie aäus. 
Die Jauche gehört nämlich eigentlich in den Dünger hinein. Fließt 
sie aus ihm heraus, so gehen dem Mist seine besten Bestandteile ver⸗ 
loren. Das sind nämlich die, die sich am leichtesten in Wasser lösen
	        
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