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I. Der Landwirt in seinem Beruf.
Schubarts Arbeiten wuchsen seit dieser Zeit ins Ungeheure; denn
neben der Verwaltung seiner Güter hatte er eine große Zahl Zuschriften
zu erledigen; auch verfaßte er weitere ökonomische Aufsähe, und die Be—
sucher, die von ihm die Wirtschaft lernen wollten, nahmen ihn sehr in
Anspruch. Durch die übermäßige Anstrengung, namentlich aäber durch
die Streitigkeiten, in welche er durch seine Schrift: „Hut, Trift und
Brache, die größten Gebrechen und die Pest der Landwirtschaft“ geriet,
wurde er thatsächlich aufgerieben, so daß er, trotz der Freude über die
Erfolge, die seinen Namen berühmt machten, dahinsiechte. Eine Reise
durch Osterreich im Winter 17856—1786 brachte ihm zwar viel Ehre,
konnte ihm aber seine verlorene Gesundheit nicht wieder geben. Darum
schlug er im Vorgefühl des nahen Todes alle ehreñvollen Aner—
bietungen Osterreichs aus. Erst 53 Jahre alt, starb er am 17. April
1787 nach langem Leiden.
Schubart war kein Mann der Wissenschaft, aber ein sorgfältig be—
obachtender und denkender Praktiker, der mit Entschiedenheit alte Schäden
beseitigte und das als gut erkannte Neue, welches die Probe bestanden
hatte, einführte und mit zäher Festigkeit verteidigte. Er hat so einen
bedeutenden Fortschritt in der Landwirtschaft angebahnt und die Wohl—
fahrt auch der kleinen Landwirte gefördert. G. Schumann.
Eifre großen Männern deines Standes und Volkes nach!
28. Albrecht Daniel Thaer.
Albrecht Daniel Thaer, der Begründer der neueren Landwirtschaft,
wurde am 14. Mai 1752 als ältefster Sohn des kurfürstlichen Leib
arztes Friedrich Thaer zu Celle in Hannover geboren. Da er in seiner
Kindheit kränklich war, erhielt er den ersten Unterricht durch Haus⸗
lehrer und trat erst mit dem 13. Lebensjahre in die Schulen In ihr
entwickelte er sich anfangs langsam, dann aber so schnell, daß er, erst
18 Jahre alt, die Universität Göttingen bezog und mit dem besten Er—
folge Medizin studierte. Nach glänzend beständener Prüfung kehrte er
als Arzt nach Celle zurück, fand zwaͤr zuerst wenig Verständnis, wurde
aber dann ein sehr gesuchter Arzt, schon 1778 zum Stadtphysikus und
1780 zum kurfürstlichen Leibarzte ernannt und verheiratete sich 1786
mit Philippine von Willich, die er aus schwerer Krankheit gerettet hatte.
Als Blumenfreund beschäftigte er sich, um seine durch den ärzt—
lichen Beruf geschwächten Nerven zu stärken, in den Mußestunden mit
Blumenzucht, namentlich mit dem Variieren (Verändern) der Nelken und
Aurikeln, um schönere Spielarten hervorzubringen. Diese Beschäftigung
führte ihn mehr und mehr zum Nachdenken über die Natur und die
richtige Behandlung der Pflanzen und über die Mängel des landwirt—
schaftlichen Betriebes in seiner Umgebung. Er sah, daß die Laudwirte
keine Kenntnis des Bodens und seiner Bestandteile besaßen, von dem
Bau und den Bedürfnissen der Pflanzen nichts wußten und die alte
Zwei⸗ und Dreifelderwirtschaft trotz der elenden Erträge gedankenlos
weiter trieben. Bei dem weiteren Nachdenken über diese Mängel