O. Berufsbildung.
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setzte klare Grundsätze an die Stelle schwankender Meinungen. Sein
Hauptwerk: „Grundsatze der rationellen Landwirtschaft,“ das sich über
ganz Europa verbreitete, ist die Grundlage unserer neuern Landwirt⸗
schaft geworden und hat eine völlige Umgestaltung der früheren Zu—
stände bewirkt. Es nimmt uns darum nicht wunder, daß sein fünfzig—
jahriges Doktorjubiläum 1824 ihm die schönsten Ehren brachte. Sein
König schrieb ihm einen eigenhändigen Glückwunsch, vier deutsche Fürsten
ehrten ihn mit Orden, Äbgesandie der Bauern dankten ihm für die
ihrem Stande geleisteten Dienste, andere Liebesbeweise in reicher Aus—
wahl wurden ihm zu teil, und der große Dichter Goethe sang ihm zum
Feste das Lied:
l. „Wer müht sich wohl im Garten
und mustert jedes Beet? [dort
Er pflanzt und gießt und spricht kein
so schön auch alles steht. fWort,
Das er gepflanzt und okuliert
mit sichrer, kluger Hand,
das Baͤumchen zart ist anspaliert
nach Ordnung und Verstand.
2. Doch sagt mir, was es heißen soll? 4. Der Boden rührt sich ungesäumt
Warum ist er so still? im Wechsel jedes Jahr;
Man fiehl, ihm ist der Kopf so voll, ein Feld so nach dem andern keimt
daß er was andres will. und reift und fruchtet bar:
Genug, ihm wird nicht wohl dahier, so fruchte's auch von Geist zu Geist
ich fürcht, er will davon; und mitzt von Ort zu Ort.
er schreitet nach der Gartenthür, Gewiß, ihr fragt mich, wie er heißt —
und draußen ist er schon. sein Name lebe fort!“
Noch vier Jahre lebte Thaer nach diesem Jubelfeste, aber gedrückt
von den Beschwerden des Alters, dann entschlief er schmerzlos am
26. Oktober 1828. Drei Denkmäler sind ihm aus Dankbarkeit er—
richtet, eins in Berlin von dem preußischen, eins in Celle von den
haunoverschen und eins in Leipzig von den deutschen Landwirten.
G. Schumann.
29. Rudolf Sack, der Ersinder und Erbauer landwirt-
schaftlicher Maschinen.
VUnter den deutschen Männern der Gegenwart, welche sich aus
eigener Kraft zu einer bedeutungsvollen Stellung emporgearbeitet haben,
verdient mit Ehren genannt zu werden Vater Sack, der in aller Welt
bekannte Erfinder vielfach verbesserter Ackergeräte, Rudolf Sack. Er
ist in einfachen Verhältnissen als Sohn einer kinderreichen Familie in
dem Kirchdorfe Kleinschkorlopp bei Lützen in der preußischen Provinz
Sachsen und zwar am 7. Dezember 1824 geboren worden. Sein
Vater besaß den Gasthof des Ortes, den er selbst bewirtschaftete, verließ
aber den genannten Ort schon zu einer Zeit, als sein zweiter Sohn,
unser Rudolf Sack, kaum das dritte Lebensjahr vollendet hatte, um in
dem nahe gelegenen Dorfe Löben ein von den Großeltern mütterlicher