Von der Scholle, die wir bebauen
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mit irgend einem Stoffe verbunden. Und das dies der Sauerstoff ist,
das zeigt sich, wenn man einen angefeuchteten blanken Eisennagel in
reinen Sauerstoff bringt. Dann rostet er sehr schnell. Wenn man
einen verrosteten Eisennagel in einem Gläschen erhitzt, so verändert er
seine Farbe. Er wird nach und nach ziegelrot. Das Gläschen aber
beschlägt. Es setzt sich Wasser an seinen Wänden ab. Dies wurde
durch die Hitze aus dem Roste ausgetrieben. Der Rost ist also eine
chemische Verbindung von Eisen, Sauerstoff und Wasser. Und nun
wird uns auch klar, weshalb Feuchtigkeit das Rosten so sehr befördert.
2. Diese Versuche mit dem verachteten und verabscheuten Eisenrost
sind ungemein lehrreich. Denn wir erfahren dadurch, daß der Sauer—
stoff sich auch mit dem Eisen verbindet, ohne daß es glüht oder auch
nur erhitzt wird. Bei jeder Temperatur tut er es. Und das geschieht
nicht nur beim Eisen, nein, auch bei den meisten andern, den soge—
nannten unedlen Metallen. Sie verändern sich an der Luft und ver—
lieren Glanz und Farbe. Dies kommt eben daher, daß sie sich an
ihrer Oberfläche mit dem Sauerstoff der Luft verbinden. Sie oxy⸗
dieren, wie die Chemiker sagen. Und das heißt nichts anderes als
„sich mit Sauerstoff verbinden“. Ob das nun unter Hitze geschieht
bder beim bloßen Liegen an der Luft, das macht nichts aus. Die
neuen Körper, die dadurch entstehen, werden Oxyde genannt. Der
Hammerschlag ist also ein Dxyd, und der Rost ist auch eins. Beide
sͤnd Eisenoxyde. So gibt es Kupferoxyd, Bleioxyd, Quecksilber—
oxyd u. s. w. Aber auch die Kohlensäure und die Schwefelsäure
müssen zu den Oxyden gerechnet werden. Deren Zahl ist ungeheuer
groß; denn fast alle Körper haben das Bestreben, sich mit Sauerstoff
zu verbinden. Dr. Krausbauer.
Der Rost frißt auch den besten Pflug an, wenn er müßig liegt.
Dr. Krausbauer.
125. Vitriole,. Wasserstosf, Salze.
I. Vtriole. 1. Daß Eisen im Lisenvitriol steckt, haben
wir gesehen. Aber was ist auber inm darin? Mie wir wissen,
bildet sich der Lisenvitriol aus dem Eisen- oder Schwefelkies,
wenn er an der Luft liegt. Es wäre also denkbar, dab aueh bei
dieser Wandlung der Sauerstoff im Spiel ist und daß er sich mit
dem Schwefelkies zu Lisenvitriol verbindet. Wenn das wäre,
mũßten Lisen und Schwefel und Sauerstoff die Bestandteile des
Pisenvitriols sein, und Eisenvitriol mübte sich bilden, wenn diese
drei Grundstoffe zusammenkommen. Nun besteht die Schwefel—
säure, soviel wir wissen, aus Schwefel und Sauerstoff. Man
brauchte also nur ein Stückchen ELisen dahinein zu bringen —
und der Lisenvitriol wäre fertig. Und in der Tat, übergießt
man in einem Schälchen blanke Eisennägel mit wässeriger Schwefel-
saure, so färbt sie sich bald grün, gerade so, als wenn Eisen-
Gehrig, Helmkampf u. Krausbauer, Lesebuch. B. 8. Aufl. U.W. (k.) 12