Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen sowie für landwirtschaftliche Winter- und Ackerbauschulen

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J. Vom Ackerbau. 
wachsen auf Grundwasserfeldern. Und die Quecken erfreuen sich lustigen 
Daseins. Ein Übermaß von Grundwasser muß darum hinaus aus dem 
Boden, und man bringt es hinaus durch Entwässerung. Es werden 
Gräben aufgeworfen, die nehmen es auf und führen es fort. Aber 
wo solche offene Gräben ein Feld durchziehen, da geht viel Land ver⸗ 
loren, und das ist ein Schaden. Auch wird die Bestellung erschwert. 
Die Grabenränder bilden sich leicht zu Unkraut- und Dornenhecken aus, 
Iid das Raͤumen kostet Geld und Zeit. Ausgeräumt müssen die 
Gräben aber werden. Ein verschlämmter oder mit Schnee verwehter 
Graben ist schlechter als gar keiner; denn er bildet Wasseranstauungen, 
hon denen die benachbarte Länderei von unten her ersäuft wird. Die 
Raͤumung führt man zweckmäßig zeitig im Frühjahr aus. Und die 
Fullmasse der Gräben, die meist aus sehr fruchtbarer Erde besteht, 
fährt man am besten auf den Komposthaufen. 
o. Viele Leute führen das Grundwasser durch Tonröhren, die sie 
etwa 1 bis 11/2 m tief in den Boden legen, aus dem Acker fort. Das 
nennen sie Drainieren. Die Drainage kostet Geld, viel Geld. Die 
Kosten belaufen sich für 1/ ha etwa auf 40270 Mk. Und der Landwirt 
hat wahrlich kein Geld zum Wegwerfen. Nutzlos im Acker wäre aber 
das Geld vergraben, wenn die Drainage unrichtig ausgeführt würde. 
Verstehst Du also von der Anlage nichts, so hole Rat bei solchen, die 
Dir raten können, bei erfahrenen Landwirten und Fachmännern, von 
deren Tüchtigkeit Du Beweise vor Augen hast. Dann aber geh auch 
frisch ans Werk. Euer ganzer Plan am „Wasserloch“ würde einen 
anderen Ertrag bringen, wenn er drainiert wäre. Die Kosten, die 
Ihr dadurch hättet, würden in 4 bis 5 Jahren durch die Mehrerträge 
vollständig gedeckt sein. Und wenn es auch 6, jas Jahre dauerte, 
so wäre doch damit eine dauernde Einnahme fuͤr die Zukunft sicher 
gestellt für Kind und Kindeskind. 
Wenn ich auch sonst ein Feind alles Geldborgens bin — hier, 
wo es sich um Anlage einer notwendigen Drainage handelt, meine ich, 
heißt Geldborgen auüsnahmsweise mal Sparen. Der Staat hat für 
solche Anlagen sogar Gelder bereit gestellt. Er gibt sie zwar nicht dem 
einzelnen Bauer, welcher seinen kleinen Acker drainieren will. Der 
Staat will, daß größere Flächen verbessert werden, und gibt daher 
Ünterstützungen nur den genossenschaftlichen Vereinigungen vieler Land⸗ 
leule, die ihre zusammenliegenden Grundstücke gemeinsam drainieren 
lafsen. Ein alleiniges Vorgehen eines kleinen Bauern beim Drainieren 
iftja auch nicht möglich; wenn die Anlage von Nutzen sein soll, so 
muß sie sich über eine ganze Feldlage erstrecken. Und dazu ist natürlich 
gemeinsames Vorgehen nötig. So manche Firlefanzereien, die schwer 
Geld kosten und überflüssig oder ganz unnüß sind, werden in vielen 
Wirtschaften eingeführt, der Grund und Boden, das Fundament der 
Landwirtschaft, aber wird recht oft vernachlässigt. 
Draimere darum Deine Felder, Andres, ünd den neuen Kutsch— 
wagen, danach Dein Begehr stand, kaufe nicht! 
4. Die Drainage bringt eine zeitigere Abtrocknung der Felder
	        
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